taz.de -- Proteste in São Paulo: Kämpfe auf der Autobahn
Brennende Lastwagen und Busse, ein Verletzter, 90 Festnahmen. São Paulo erlebt heftige Proteste. Zuvor hatte die Polizei einen Jugendlichen getötet.
SÃO PAULO afp | Nach der Tötung eines Jugendlichen durch die Polizei hat es in der brasilianischen Küstenstadt São Paulo heftige Krawalle gegeben. Mindestens drei Lastwagen und sechs Busse seien in Brand gesteckt worden, als hunderte Jugendliche eine Autobahn blockierten, sagte eine Polizeisprecherin am Montagabend der Nachrichtenagentur AFP.
Demnach waren rund 500 Jugendliche an den Ausschreitungen beteiligt, etwa 90 Menschen seien festgenommen worden. Das Fernsehen zeigte Jugendliche auf einem Lastwagen, während im Hintergrund mehrere Fahrzeuge brannten.
Bei der Plünderung eines Geschäfts seien Schüsse abgegeben worden, wodurch ein Mensch verletzt worden sei, teilte die Militärpolizei mit. Auslöser der jüngsten Krawalle in der größten Stadt Brasiliens war ein tödlicher Polizeieinsatz am Sonntag.
Nach Angaben der Polizei war bei dem Einsatz im nördlichen Viertel Vila Medeiros versehentlich ein Schuss abgefeuert worden, der einen 17-jährigen Jugendlichen traf, der später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Daraufhin gingen hunderte wütende Jugendliche auf die Straße, plünderten Geschäfte und griffen Busse an.
Bereits am Freitag hatte es in São Paulo am Rande einer Demonstration für kostenlosen Nahverkehr gewaltsame Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften gegeben. Die Polizei, die Tränengas einsetzte und 92 Menschen festnahm, machte für die Krawalle den anarchistischen „Schwarzen Block“ verantwortlich.
Die Metropole mit rund 20 Millionen Einwohner war im Juni wie andere Städte auch Schauplatz großer Proteste gegen die Verschwendung beim Bau von Sportanlagen, die endemische Korruption und die schlechten Sozialdienste gewesen.
29 Oct 2013
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