taz.de -- Repression in Ungarn: Szolidaritas unter Druck

Ungarns Polizei ermittelt wegen „Rowdytums“ bei einer Demonstration der Opposition. Im nächsten Frühjahr stehen Parlamentswahlen an.
Bild: Möchte nicht vom Sockel gestürzt werden: Viktor Orban.

BUDAPEST dpa | Ungarns Polizei hat Ermittlungen im Zusammenhang mit einer Kundgebung der oppositionellen Bewegung Szolidaritas aufgenommen, in deren Verlauf eine Statue, die den rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban darstellte, von einem Sockel gestürzt wurde.

Man ermittle gegen Unbekannt wegen „Verdachts auf Rowdytum“, erklärte die Polizei am Donnerstag nach Angaben der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. In Ungarn stehen im nächsten Frühjahr Parlamentswahlen an.

Szolidaritas ist Teil des linksliberalen Oppositionsbündnisses „Gemeinsam2014“ des früheren Ministerpräsidenten Gordon Bajnai. Bei der Kundgebung vom 29. September in Budapest war die Orban-Figur aus Styropor in einer an Stalin erinnernden Uniform dargestellt worden.

Beim Sturz der Statue wurde der Kopf vom Rumpf getrennt und die Stiefel blieben auf dem Sockel stehen – ebenso wie beim Sturz der Stalin-Statue während des antisowjetischen Ungarn-Aufstands 1956.

Bajnai war bei der Szolidaritas-Kundgebung als Redner aufgetreten, distanzierte sich aber nachher von dem Happening mit der Statue. Auch die mit Bajnai verbündeten Sozialisten (MSZP) kritisierten den Akt.

1 Nov 2013

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