taz.de -- Unruhige Lage in Ägypten: Kräftemessen vor dem Mursi-Prozess

In Alexandira und Kairo gehen Anhänger und Gegner des Ex-Präsidenten aufeinander los. Die Polizei reagiert mit Verhaftungen. In Gizeh wird ein Hotel beschossen.
Bild: Mursi-Anhänger demonstrieren in Kairo.

KAIRO rtr/afp | In Ägypten wachsen die Spannungen kurz vor Beginn des Prozesses gegen den gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi, der am kommenden Montag beginnen soll. Dessen Anhänger protestierten am Freitag in mehreren Städten gegen das Verfahren, in dem Mursi Anstachelung zur Gewalt vorgeworfen wird.

Hunderte Demonstranten folgten dem Aufruf von Islamisten, jeden Tag gegen den Prozess gegen Mursi zu demonstrieren. Bei Krawallen in Alexandria zwischen Anhängern und Gegnern Mursis wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen sieben Menschen verletzt. Die Polizei teilte mit, sie habe Tränengas einsetzen müssen und 60 Demonstranten festgenommen. Auch in Kairo kam es zu Auseinandersetzungen.

Bereits am Donnerstag wurden bei Zusammenstößen in der Küstenstadt 22 Anhängerinnen der Muslimbruderschaft festgenommen. Den Frauen werde vorgeworfen, während Protesten mit Gewalt den Straßenverkehr gestört zu haben, sagte Nasser al-Abd, ein führendes Mitglied der Sicherheitskräfte in Alexandria. Sie hätten Flugblätter verteilt und gehörten einer verbotenen Gruppe an. Ein Anwalt der Frauen sagte, diese seien zwischen 15 und 25 Jahre alt.

Neben Mursi müssen sich auch 14 Anführer der islamistischen Muslimbruderschaft, die den Ex-Präsidenten unterstützt, vor Gericht verantworten. Die Anklage gegen Mursi bezieht sich auf Folter und Tötung von Demonstranten vor dem Präsidentenpalast. Auch für Montag haben die Muslimbrüder zu Kundgebungen vor einem Polizeigebäude in der Nähe des berüchtigten Tora-Gefängnisses aufgerufen, wo der Prozess vermutlich stattfinden wird. Mursi wird seit seinem Sturz an einem nicht bekannten Ort gefangengehalten.

Anschlag auf Hotel

Ebenfalls am Freitag haben Bewaffnete ein Luxushotel in der Nähe der Pyramiden von Gizeh angegriffen. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben, sagte ein Sprecher des ägyptischen Innenministeriums am Freitag. Demnach handelte es sich bei den entflohenen Angreifern um entlassene Mitarbeiter des Hotels.

Ziel des Überfalls sei das Fünf-Sterne-Hotel Amarante Pyramids gewesen, sagte Ministeriumssprecher und Polizeigeneral Hani Abdel Latif. Die Angreifer hätten Schrot- und Pistolenschüsse auf das Gebäude abgegeben. Nach der Tat seien sie entflohen.

Ein Hotel-Angestellter sagte, der Angriff habe sich in den frühen Morgenstunden ereignet. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena suchte die Polizei nach den Tätern. Diese gingen offenbar zum Angriff über, nachdem ihnen der Zugang zum Hotel verweigert worden war. Am Mittag war die Lage wieder ruhig. Das Hotel wurde lediglich von den üblichen Sicherheitsleuten bewacht.

Der Tourismus in Ägypten ist nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär Anfang Juli praktisch zum Erliegen gekommen. In der Folge gab es wochenlang Proteste der Mursi unterstützenden Muslimbrüder, die von den Sicherheitskräften schließlich blutig niedergeschlagen wurden.

1 Nov 2013

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