taz.de -- Textilarbeiter in Bangladesch: Kein Grund zur Zufriedenheit

Regierungschefin Sheikh Hasina ordnet die Erhöhung des Mindestlohns auf umgerechnet 50 Euro an. Doch einige Gewerkschaften fordern mehr – und protestieren weiter.
Bild: Textilarbeiter blockieren eine Straße in Gazipur.

DHAKA afp | Nach tagelangen teils gewaltsamen Protesten der Textilarbeiter in Bangladesch haben die Fabrikbesitzer einer Erhöhung des Mindestlohns zugestimmt. Statt bislang mindestens 38 Euro im Monat sollen die Näherinnen und Näher künftig umgerechnet 50 Euro bekommen, wie die Regierung am Mittwochabend ankündigte. Das ist vielen Arbeitern und regierungskritischen Gewerkschaften aber nicht genug: Auch am Donnerstag gingen wieder zahlreiche Demonstranten auf die Straßen.

Am Mittwochabend hatte Regierungschefin Sheikh Hasina die Vertreter der Textilhersteller getroffen. Sie habe bei diesem Treffen„ angeordnet“, die Mindestlohn-Empfehlung einer von ihr eingesetzten Kommission umzusetzen, sagte der Staatssekretär im Arbeitsministerium, Mikail Shipar, der Nachrichtenagentur afp. Ab Dezember solle der Mindestlohn für die rund vier Millionen Textilarbeiter im Land von derzeit 3000 Taka um 76 Prozent auf 5300 Taka (50 Euro) steigen.

In der Kommission sitzen Vertreter der Regierung, der Arbeitgeber und Gewerkschaften - allerdings nicht aller Gewerkschaften. Andere Arbeitnehmervertretungen lehnten die Empfehlung ab. Sie fordern weiterhin eine Anhebung des Mindestlohns auf rund 75 Euro im Monat.

Mit dieser Forderung gingen am Donnerstag auch Textilarbeiter im Fabrikbezirk Ashulia am Rande der Hauptstadt Dhaka auf die Straße. Sie blockierten eine Straße und warfen Steine, wie ein Polizeivertreter sagte. Die Polizei habe Tränengas und Gummigeschosse in die Menge gefeuert. Eine Polizistin sei verletzt worden.

Protestierende gespalten

Gewerkschafter Muhammed Ibrahim sagte, die protestierenden Arbeiter seien in zwei Lager gespalten: Die einen wollten einen Mindestlohn von 75 Euro im Monat, die anderen forderten die sofortige Erhöhung – nicht erst im Dezember.

Auch mit Erhöhung des Mindestlohns gehören die Textilarbeiter in Bangladeschh weiter zu den am niedrigsten bezahlten in der Welt. Dazu kommen die oft schlechten Arbeitsbedingungen. Im April war das Fabrikgebäude Rana Plaza eingestürzt; mehr als 1100 Menschen wurden getötet. Auch bei Bränden in Textilfabriken starben hunderte Arbeiter.

Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Produzent von Textilien weltweit. Die rund 4500 Fabriken im Land produzieren rund 80 Prozent aller Exporte des Landes. Deren Wert beläuft sich auf rund 20 Milliarden Euro jährlich.

14 Nov 2013

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