taz.de -- Demonstration eskaliert in Libyen: Miliz schießt auf Protestierende

In Tripolis sind am Freitag Demonstrationen in Gewalt umgeschlagen: Milizen sollen auf die Protestierenden geschossen haben. Mehr als 40 Menschen sind tot.
Bild: Ein Demonstrant zeigt Munitionsreste, mit denen die Milizonäre schossen.

TRIPOLIS afp | Nach den gewaltsamen Zusammenstößen in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 40 gestiegen. Mehr als 400 Menschen seien bei den Ausschreitungen am Freitagabend und in der Nacht verletzt worden, sagte der libysche Justizminister Salah al-Marghani am Samstag. Es sei damit zu rechnen, dass die Opferzahl noch steige.

Eine zunächst friedliche Demonstration hunderter Libyer gegen die Präsenz von Milizen in der Stadt war am Freitag in blutige Gewalt umgeschlagen. Nach Behördenangaben schossen Milizen auf unbewaffnete Demonstranten.

Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 waren die Milizionäre zunächst als Helden gefeiert worden, doch weigern sie sich seitdem, ihre Waffen abzugeben oder sich in die neuen Sicherheitskräfte einzugliedern.

Die Milizen bekämpfen sich auch gegenseitig und widersetzen sich der Aufforderung der schwachen Zentralregierung, Tripolis zu verlassen. Im Oktober hatten Milizionäre sogar den Regierungschef Ali Seidan entführt und einige Stunden lang festgehalten, bevor sie ihn freiließen.

16 Nov 2013

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