taz.de -- Nachruf auf Rainer Dambach: Ein Demokrat
Als Bürgermeister von Pasewalk kämpfte Rainer Dambach erfolgreich gegen den braunen Mob. Nun ist er viel zu früh verstorben.
Wenn man eine nüchterne Einschätzung haben wollte, was im deutschen Nordosten so vor sich geht, dann war es immer die richtige Wahl, [1][Rainer Dambach] anzurufen.
Und dass es dabei in erster Linie um die Aktivitäten der Nazis und Dambachs Engagement gegen sie ging – das war durchaus nicht das, was er sich wünschte. Als Bürgermeister einer kleinen, aber wichtigen Stadt hatte Rainer Dambach schlicht eines sehr genau verstanden: Mit dem Verschweigen und Verharmlosen rechter Gewalt ist niemandem geholfen – auch nicht dem gern beschworenen „einfachen Bürger“, nicht dem Unternehmer auf der Suche nach Kapital, und schon gar nicht dem Tourismus.
Pasewalk sollte kein Verschweigeort sein, darum ging es, sondern eine in jeder Hinsicht lebendige Kommune. Und damit ging es um viel. Man kann ganz normal sein, ohne Antifapathos, und eben damit den Nazis ihr trauriges Leben schwer machen: Das hat Rainer Dambach, gebürtiger und bekennender Schwabe, als Erster Bürgermeister der vorpommerschen Stadt Pasewalk – einem Amt, das er seit dem 1.8.2002 ausfüllte – auf eindrucksvolle Art bewiesen.
Sein Tod nach langer Krankheit am vergangenen Freitag ist ein riesiger Verlust: für seine Familie und Freunde, für seine Kolleginnen und Kollegen, für seine Stadt, die Region Uecker-Randow, den ganzen Nordosten Deutschlands.
Und er ist eine Erinnerung für alle Menschen und Institutionen in diesem Land, diejenigen kontinuierlich zu [2][unterstützen], die sich mit Neonazis vor ihrer Haustür konfrontiert sehen und sich ihnen mutig entgegenstellen. Wer immer Rainer Dambach nachfolgt – bis Ende April 2014 muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden –, hat vor allem ein Erbe anzutreten: dass Pasewalk ein offener Ort bleibt, für alle Menschen.
25 Nov 2013
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