taz.de -- Kommentar Thailand: Die Armee als Moderator
Nach der demonstrativen Zurückhaltung der Polizei ist Thailand vorübergehend zur Ruhe gekommen. Die Hintergründe der Proteste aber bleiben.
Die Charme-Offensive der Polizei nach den gewalttätigen Protesten wird zu Recht gepriesen. Es ist allen Akteuren hinter den Kulissen hoch anzurechnen, dass Bangkok zunächst einmal zur Ruhe gekommen ist. Im politischen Konflikt gab es bereits genug Tote und Verletzte.
Wobei diese Offensive, die zeitlich mit den Vorbereitungen für den Geburtstag des Königs zusammenfällt, nur eine Waffenruhe und keine nachhaltige Lösung ist.
In Thailands politischem Gefüge mischen viele Akteure mit. Da ist der sich als Rebell gebärende Anführer der Proteste, Suthep Thaugsuban, der angekündigt hat, dass die Demonstrationen weiter gehen werden. Er beabsichtigt, nicht nur die Regierung von Premierministerin Yingluck Shinawatra zu stürzen, sondern dem Land eine andere politische Ordnung in Form eines nicht gewählten „Volksrates“ für einen bislang ungenannten Zeitraum aufzudrücken.
Eine bedeutende Rolle haben auch die „Rothemden“ inne, die mehrheitlich Anhänger des 2006 vom Militär gestürzten damaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra sind und dessen Schwester Yingluck 2011 zu einem Erdrutschsieg verhalfen.
Im Zuge der von Suthep angeführten Proteste hatten die Rothemden eine „Gegendemo“ abgehalten, bis deren führende Köpfe sich dazu entschlossen, ihre Anhänger nach Hause zu schicken, um von sich aus weitere Eskalationen zu vermeiden. Die „Rothemden“ würden sich widersetzen, sollte Yinglucks Regierung entmachtet werden - sei es durch das Militär oder die Justiz, wie bereits in der Vergangenheit geschehen.
Mit der wichtigste Akteur ist das Militär. Bislang hat Armeechef Prayuth Chan-ocha keine Anstalten gemacht, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen. Eher zog er es vor, in die Rolle des Mediators zu schlüpfen, um – in Anwesenheit anderer militärischer Befehlshaber – Suthep an einen Tisch mit Yingluck zu nötigen, die mehrfach Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat.
Seit dem Putsch von 2006 ist jedoch zunehmend deutlich geworden, wie tief gespalten auch das Militär ist. Ein weiterer Putsch, wenn er denn käme, würde die Streitkräfte zerreißen.
4 Dec 2013
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Thailands Opposition will Neuwahlen boykottieren und wohl auch sabotieren. Doch der Versuch, die Registrierung der Parteien in einem Stadion zu blockieren, scheiterte.
Demonstranten in Thailand haben die Stromversorgung zur Regierungszentrale der Ministerpräsidentin gekappt. Die Opposition hofft derweil auf das Militär.
Sie wisse nicht, wie sie noch weiter nachgeben könne, sagt die thailändische Premier. Mit einer emotionalen Ansprache versucht sie die Protestierenden zu besänftigen.
Die Proteste in Thailand zeigen Wirkung: Regierungschefin Yingluck löst das Parlament auf und will Neuwahlen ansetzen. Ob das der Opposition reicht, ist unklar.
Die Proteste in Thailand halten an. Die Opposition kündigte an, ihre Abgeordneten aus dem Parlament abzuziehen. Regierungschefin Yingluck stellt Neuwahlen in Aussicht.
Er ist der Mann mit dem diabolischen Grinsen: Suthep Thaugsuban führt die thailändischen Proteste an. Alle Kritik lässt er an sich abprallen.
Die thailändische Polizei hat vor neuen Demonstrationen ihre Taktik geändert. Sie räumten Stacheldraht und Betonblöcke vor dem Regierungssitz weg.
Die Demonstranten in Bangkok fordern weiter den Sturz der Regierung und liefern sich Gefechte mit der Polizei. Die reagiert mit Tränengas und Wasserwerfern.
Die Regierung in Bangkok ruft zu Dialog und Verhandlungen auf. Doch deren Gegner gehen weiter auf die Straße. Das Militär will neutral bleiben.
Wegen der Proteste gegen die Regierung in Thailand sind drei weitere Ministerien evakuiert worden. Die Opposition rechnet mit einem schnellen Erfolg der Bewegung.