taz.de -- Geheimdienstverantwortliche in GroKo: Sie können es nur besser machen

Ronald Pofalla ist weg. Wer kümmert sich in der Großen Koalition jetzt um NSA, BND und Daten? Alle sind in der CDU. Ein Überblick.
Bild: Altmaier und De Maizière wissen nicht, was hier vor sich geht: Google-Datenzentrum in Pryor, Oklahoma.

Peter Altmaier (CDU): Gerade noch Umweltminister, ist der neue Kanzleramtschef jetzt auch zuständig für die Geheimdienste. Er kann es nur besser machen als sein Vorgänger, der sich dabei gründlich blamierte. Legendär, wie Ronald Pofalla die NSA-Affäre im letzten Sommer kurzerhand für „beendet“ erklärte – kurz bevor bekannt wurde, dass der US-Geheimdienst auch das Kanzlerin-Handy anzapfte. Altmaier war 2012 ein Jahr lang Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Wie sehr er die NSA unter Druck setzen will, ist bisher nicht bekannt – ebenso wenig, wie offenherzig der passionierte Twitterer die Öffentlichkeit daran teilhaben lässt.

Thomas de Maizière (CDU): Am Dienstag lud der Wieder-Innenminister bereits die Chefs von Verfassungsschutz, BKA, Bundespolizei und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zum Antrittsgespräch in sein Amtszimmer. Auch über die NSA wurde gesprochen – ein Thema, bei dem Vorgänger Hans-Peter Friedrich (CSU) lange kaum Regung zeigte. De Maizière könnte einen anderen Weg einschlagen: In seiner ersten Amtszeit hatte er Datensicherheit zu einem Schwerpunkt erkoren. Was deutsches Datensammeln angeht, bleibt er aber auf Linie: Er pocht auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Vorratsdatenspeicherung.

Klaus-Dieter Fritsche (CDU): Der Mann kennt die Materie: Neun Jahre lang war Fritsche Vizechef des Bundesverfassungsschutzes, seit 2009 Staatssekretär im Innenministerium. Zwischendrin koordinierte er die Geheimdienste im Kanzleramt. Mit dem neuen Kabinett kehrt der 60-Jährige in diesen Job zurück: Er kümmert sich an gleicher Stelle nun als Staatssekretär um die Nachrichtendienste – ein nach den NSA-Verwerfungen neu geschaffener Posten. Fritsche soll als Bindeglied zwischen Kanzleramt und Parlamentarischem Kontrollgremium stehen. Und den Geheimdiensten auf die Finger schauen – fraglich nur, wie kritisch der Apparat-Intimus das angehen wird.

Andrea Voßhoff (CDU): 15 Jahre saß Voßhoff als Rechtsexpertin im Bundestag, verteidigte dort Vorratsdatenspeicherung und Online-Durchsuchungen. Seit Dezember nun ist die 55-Jährige Deutschlands oberste Datenschützerin. Ihr Vorgänger Peter Schaar übte zwar Kritik an Überwachung, drang damit aber medial kaum durch. Und Voßhoff? Man darf gespannt sein.

Clemens Binninger (CDU): Am Donnerstag konstituiert sich das Parlamentarische Kontrollgremium, das die Nachrichtendienste überwachen soll. Machte zuletzt SPD-Mann Thomas Oppermann den Oberaufklärer, geht der Vorsitz nun an die CDU: Nach taz-Informationen soll der Expolizist und Innenexperte Clemens Binninger für 2014 den Vorsitz übernehmen. Oppermann verlässt das Gremium, für ihn wird SPD-Innenexperte Michael Hartmann den Wortführer seiner Fraktion machen. Für die Opposition dabei: Hans-Christian Ströbele (Grüne) und, neu, André Hahn (Linke).

15 Jan 2014

AUTOREN

Konrad Litschko

TAGS

NSA
BND
No-Spy-Abkommen
Geheimdienst
Schwarz-rote Koalition
Schwerpunkt Überwachung
Bundestag
Internet
Bundestag
Schwarz-rote Koalition
NSA
USA
NSA-Skandal
NSA
NSA
NSA
BND

ARTIKEL ZUM THEMA

Parlament will mehr kontrollieren: „Schnüffler“ gegen Geheimdienste

Der Bundestag will die Nachrichtendienste stärker durchleuchten. Die Opposition spricht von einem überfälligen „Pflichtprogramm“.

Warnung des BSI: Millionen Zugangsdaten geklaut

Unbekannte haben offenbar 16 Millionen Benutzerkonten von Online-Diensten gekapert. Das berichtet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Debatte U-Ausschuss zur NSA-Affäre: Der BND muss liefern

Der Bundestagsausschuss zum NSA-Skandal wird sich schwertun. Trotzdem lohnt die Arbeit – für die Debatte im Inland.

Die ersten Wochen der Groko: Jedem Anfang wohnt Krach inne

Die neue Regierung streitet über Vorratsdatenspeicherung, Rente, die 32-Stunden-Woche und einiges mehr. Normaler Alltag oder grandioser Fehlstart?

Obamas Expertengruppe zur NSA: Entspannt euch

Gut, die NSA ist vielleicht in ihrer Datensammelwut etwas weit gegangen, aber deswegen alles gleich abschaffen? Nicht nötig, finden die Experten des US-Präsidenten.

Spähprogramm „Quantum“: NSA jetzt auch offline

Der US-Geheimdienst präpariert Computer, um auch ohne Internetverbindung auf sie zugreifen zu können. Auch Rechner der EU sollen betroffen sein.

Spionageabkommen könnte scheitern: No Spy? No Way!

Die USA sind wohl kaum zu Verzicht auf Spionage bereit. Während sich die SPD empört zeigt, will ein CDU-Minister weiter verhandeln.

Studie über NSA-Datensammlung: Für den Antiterrorkampf irrelevant

Die New America Foundation hat viele Terrorismus-Fälle seit 9/11 analysiert. Nur ein Mal waren die aus NSA-Datensätzen gewonnenen Hinweise wichtig.

Überwachung der NSA: Obama zieht die Zügel an

Wie stark wird der US-Präsident die Abhörpraktiken der NSA einschränken? Nächste Woche wird er sich vermutlich konkreter dazu äußern.

Superrechner für die NSA: Ein Quantum Spionage

Der US-Geheimdienst NSA will mit einem Quantencomputer die üblichen Verschlüsselungsverfahren knacken. Was genau kann ein solcher Rechner?

Mail-Überwachung durch den BND: Kooperation mit NSA verschwiegen

Der BND hat im Jahr 2012 Hunderttausende E-Mails überwacht. Zu Vorwürfen aus den Snowden-Enthüllungen hat der Geheimdienst nichts zu sagen.