taz.de -- Kolumne Geht's noch: Wie gut, dass es die Reichen gibt!

Einem Prozent der Weltbevölkerung gehört die halbe Welt, klagt Oxfam. Ob sich das in Davos mit Charity-Dinnern kompensieren lässt, ist nicht sicher.
Bild: Ob Bono in Davos die Welt vor den Reichen retten kann? Oder ist er selbst einer?

Die 85 reichsten Menschen der Welt haben so viel Geld wie die arme Hälfte der Weltbevölkerung. Das hat die britische Wohltätigkeitsorganisation Oxfam ausgerechnet.

In dem Bericht, den Oxfam anlässlich des jährlichen Weltführer- und Reichentreffens im schönen Davos in dieser Woche veröffentlicht hat, findet sich eine weitere beeindruckende Zahl. Dass die Reichen in den letzten 25 Jahren immer reicher geworden sind, weiß heute jedes Kind.

Das kommt vom Neoliberalismus. Aber dass 1 Prozent der Weltbevölkerung inzwischen fast die Hälfte – und eben nicht nur die arme – der Welt gehört, das ist schon eine Erfolgsmeldung.

Die Reichen, hält Oxfam fest, dominieren weltweit die wirtschaftlichen Weichenstellungen. Deswegen zahlen sie immer weniger Steuern und vererben immer mehr an ihre Kinder.

Privilegien für wenige und ein Mangel an Chancen für viele drohen sich durch die Generationen hindurch zu verfestigen, befürchtet Oxfam-Chefin Winnie Byanyima, die extra nach Davos gereist ist, um das den Reichen mitzuteilen. Ob es zu hässlichen Szenen wie Charitydinnern gekommen ist, meldeten die Agenturen nicht.

Wie gut, dass es die Reichen gibt!

Jetzt wissen wir, wo das Geld geblieben ist, wenn der Dauerauftrag für die Gasheizung mal wieder nicht geklappt hat.

Wie gut, dass es die Reichen gibt!

Was täten wir ohne Eliten? Irgendjemand muss doch die Traditionen hüten.

Wie gut, dass es die Reichen gibt!

Ohne sie wäre die Gesellschaftsberichterstattung nur halb so schön, und wir fühlten uns nur halb so vital.

Wie gut, dass es die Reichen gibt!

Der Feudalismus ist die notwendige Vorstufe des Kapitalismus, sagt Karl Marx.

25 Jan 2014

AUTOREN

Ulrich Gutmair

TAGS

Reichtum
Oxfam
Davos
Kapitalismus
Karl Marx
Schwerpunkt Armut
Reiseland Großbritannien
Davos
Weltwirtschaftsforum
Oxfam
Finanzen
Landwirtschaft
Landwirtschaft

ARTIKEL ZUM THEMA

Charity Walks auf Jersey: Wandern für den guten Zweck

Jerseys größte Charity-Veranstaltung jährt sich zum 26. Mal. Fast die ganze Insel läuft mit. Das führt zu gravierenden Fehleinschätzungen.

Abschluss Weltwirtschaftforum in Davos: Endlich mal verschnaufen

Entspannung in Davos: Die Krisenstimmung ist vorbei. Doch auf das Problem der Polarisierung von Einkommen und Vermögen gab es die bekannten Antworten.

Weltwirtschaftsforum in Davos: Junge, wilde Weltelite

Beim Weltwirtschaftsforum treffen sich die mächtigsten Konzerneliten und neuerdings auch junge Kreative, die eine bessere Welt wollen.

Reichtumsverteilung weltweit: Die oberen 85

Die 85 reichsten Menschen der Welt besitzen so viel Vermögen wie die arme Hälfte der Weltbevölkerung. Eine Oxfam-Studie kritisiert den großen Einfluss der Reichen.

Märkte werden reguliert: Mutter aller Ordnungen

Die EU will Finanzexzesse drosseln und die Spekulationen mit Lebensmitteln eindämmen. Dafür gibt es Lob auch von sonst kritischer Seite

Hunger und Lebensmittel-Spekulation: Deutsche Bank steigt a bisserl aus

Das Geldhaus will nicht mehr mit Nahrungsmitteln selbst handeln – aber schon noch mit Wertpapieren darauf. Das produziert weiter Hunger, sagen Kritiker.

Oxfam-Experte über Agrarspekulationen: „Nicht mehr so rentabel“

Die BayernLB steigt aus der Spekulation mit Weizen und Mais aus. Ein Grund könnte sein, dass die Gewinne in keinem Verhältnis zu den Verwaltungsgebühren stehen.