taz.de -- Snowden im ARD-Interview: NSA betreibt Wirtschaftsspionage

Die NSA sammelt nicht nur fleißig Daten, sondern spioniert auch Wirtschaftsbetriebe aus. Das behauptet Edward Snowden in seinem ersten TV-Interview. Fernsehinterview
Bild: Auf Plakaten in Köln wird Asyl für Snowden gefordert.

HAMBURG afp | Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden ist davon überzeugt, dass der Geheimdienst NSA auch Wirtschaftsspionage betreibt. Aus seiner Sicht sei es überhaupt keine Frage, dass die USA dies täten, sagte Snowden in seinem weltweit ersten Fernsehinterview der ARD.

„Wenn es etwa bei Siemens Informationen gibt, die dem nationalen Interesse der Vereinigten Staaten nutzen, aber nichts mit der nationalen Sicherheit zu tun haben, dann nehmen sie sich diese Informationen trotzdem“, sagte Snowden laut Vorabmeldung vom Samstag in dem Interview.

Snowden bekräftigte zudem, dass er selbst nicht mehr im Besitz des brisanten Materials sei, das er im Laufe seiner Tätigkeit für den US-Geheimdienst zusammengetragen hatte. Vielmehr habe er es ausgewählten Journalisten und somit der Öffentlichkeit übergeben, Einfluss auf mögliche Veröffentlichungen nehme er nicht. Das gesamte Interview Snowdens mit dem NDR-Journalisten Hubert Seipel soll am Sonntagabend in der ARD ausgestrahlt werden.

Snowden hatte als Angestellter des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton Zugriff auf vertrauliche Informationen über die NSA-Spähprogramme. Ende Mai 2013 setzte er sich mit den Geheimdokumenten nach Hongkong ab und begann, Unterlagen über die systematische Überwachung des Internets und das Ausspähen von Telefonaten an Medien weiterzugeben.

Die Enthüllungen sorgten weltweit für Empörung. Die US-Justiz erließ gegen Snowden einen internationalen Haftbefehl wegen Spionage. Snowden floh nach Russland, wo ihm Anfang August für ein Jahr Asyl gewährt wurde.

26 Jan 2014

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