taz.de -- Kommentar NSA-Wirtschaftsspionage: Spähen statt schützen

Unternehmen stehen im Fokus der NSA, das ist klar. Doch die Bundesregierung hat kein Interesse daran, Kommunikation unabhörbar zu machen.
Bild: Merkel und die Regierung hören Snowden zu – aber auch gern weiterhin bei Unternehmen mit

Verwanzte EU-Büros. Die Forschung an einem Quantencomputer, um auch bisher sichere Verschlüsselungsverfahren zu knacken. Und nicht zuletzt die Überwachung von Telefon- und E-Mail-Kontakten, Flug- und Kontoverbindungen, aus denen sich leicht Informationen über Geschäftsbeziehungen ablesen lassen. Dass bei der Überwachung durch US-Geheimdienste auch Unternehmen und Vergabestellen im Fokus stehen, ist längst klar. Die aktuellen Äußerungen von Edward Snowden bestätigen das noch mal.

Kein Wunder, dass langsam auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ankommt: Wir müssen hier etwas tun. Unverschlüsselte E-Mails, ungeschützte Telefonate, Daten, die an US- Unternehmen ausgelagert werden – was noch vor einem Jahr sorglos praktiziert wurde, gibt mittlerweile vielen zu denken. Dass daraus nicht immer gleich konkrete Maßnahmen folgen, liegt daran, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen, so sie nicht selbst aus dem IT-Bereich kommen, mit den Fragen überfordert sind.

Doch die hiesige Politik, der Wirtschaftsförderung sonst so am Herzen liegt, hält sich auffallend zurück. Das Vorantreiben etwa einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von E-Mails? Fehlanzeige. Klar in einem Land, in dem man mit fast jeder Behörde per E-Mail kommunizieren kann – nur mit fast keiner verschlüsselt. Stattdessen werden unsichere Dienste wie DE-Mail promotet, auch und gerade für Unternehmen.

Natürlich: Die Bundesregierung hat kein Interesse daran, Kommunikation unabhörbar zu machen. Schließlich könnten dann die eigenen Dienste nicht mehr mitlauschen. Diese Prioritätensetzung lässt tief blicken. Die eigene Bevölkerung ist immer noch mehr ausspionierens- als schützenswert.

26 Jan 2014

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Svenja Bergt

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