taz.de -- Motorola verkauft: Lenovo verschuldet sich bei Google

Google verkauft für 2,9 Milliarden Dollar seine Handy-Sparte Motorola an Lenovo. Das ist die größte Technologie-Übernahme eines chinesischen Unternehmens.
Bild: Nun in chinesischem Besitz: Handys von Motorola.

NEW YORK rtr | Der chinesische Computerhersteller Lenovo kauft Google für rund 2,9 Milliarden Dollar die Motorola-Handysparte ab und macht damit künftig auf dem hart umkämpften US-Smartphone-Markt dem Marktführer Apple Konkurrenz.

Die am Mittwoch bekanntgemachte Transaktion ist bislang Chinas größte Technologie-Übernahme und bereits der zweite Milliardendeal von Lenovo in den USA binnen kürzester Zeit. Erst vor wenigen Tagen hatte der weltgrößte PC-Hersteller, zu dem in Deutschland der Aldi-Lieferant Medion gehört, den Kauf einer Server-Sparte von IBM für 2,3 Milliarden Dollar angekündigt. Im Jahr 2005 hatte Lenovo bereits für 1,75 Milliarden Dollar das IBM-Computergeschäft erworben.

Die Vereinbarung mit dem chinesischen Konzern bedeutet für Google den Ausstieg aus dem Geschäft mit mobilen Geräten. Die US-Internetfirma hatte Motorola erst 2012 für 12,5 Milliarden Dollar übernommen, konnte die Tochter aber nicht in die schwarzen Zahlen führen.

Die Verluste weiteten sich in den vergangenen Quartalen sogar aus. Google-Chef Larry Page erklärte, seinem Unternehmen sei besser gedient, sich auf seine Smartphone-Software Android zu konzentrieren als auf eigene Geräte. Google-Aktien legten im nachbörslichen Handel 2,6 Prozent zu.

Als Schatz von Motorola gelten die Patente. Der Großteil davon verbleibt im Besitz von Google, wie das Unternehmen mitteilte. Lenovo erhalte den Markennamen Motorola und rund 2.000 Patente. Die Chinesen zahlen 660 Millionen Dollar in bar und 750 Millionen in eigenen Aktien. Hinzu kommt ein Schuldschein über 1,5 Milliarden Dollar.

Lenovo soll im Westen bekannter werden

Lenovo hat sich bislang vom US-Markt ferngehalten. Das ändert sich mit Motorola nun grundlegend. „Die Akquisition einer solchen Kultmarke, eines innovativen Produktportfolios und eines unglaublich talentierten internationalen Teams wird Lenovo mit einem Schlag zu einem starken weltweiten Wettbewerber im Smartphone-Geschäft machen“, erklärte Lenovo-Chef Yang Yuanqing.

Analyst Frank Gillett vom Marktforscher Forrester sagte, mit Motorola könne das chinesische Unternehmen auf den westlichen Märkten viel rascher Bekanntheit erlangen.

Der Deal muss noch von den Behörden in den USA und China genehmigt werden. Analysten erwarten vor dem Hintergrund wechselseitiger Ausspähvorwürfe harte politische Debatten, insbesondere in den Vereinigten Staaten.

30 Jan 2014

TAGS

Google
Motorola
Apple
Google
EU
Tablet-PC
China

ARTIKEL ZUM THEMA

Patentstreit zwischen Apple und Motorola: Man mag sich wieder – ein wenig

Apple und Motorala haben ihre Patentklagen beigelegt. Damit ist ein Konflikt im Streit um Googles Android gelöst. Der Kampf mit Samsung geht aber weiter.

Vorinstallierte Apps bei Android-Geräten: Googles Alles-oder-nichts-Vertrag

Will ein Hardware-Hersteller Apps von Google installieren, hat er nicht viel Auswahl. Das zeigen nun veröffentlichte Dokumente.

Einigung im Streit mit EU-Kommission: Google muss Platz machen

Die EU verkündet eine Einigung in dem jahrelangen Kartellstreit mit Google. Der Konzern will nun seine Suchergebnisse für Europa umbauen.

Stellenabbau bei HP: Den Anschluss verpasst

Wegen des unklaren Kurses beim Smartphone- und Tabletverkauf bricht nun der Umsatz bei Hewlett-Packard ein. 34.000 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Apple und China Mobile: Mehr iPhones für den Markt

China Mobile hat über 760 Millionen Kunden. Und die können bald auch iPhones kaufen, wenn sie denn wollen. Apple schloss den Deal nach jahrelangen Verhandlungen.