taz.de -- Bericht von Snowden-Vertrauten: Wikileaks-Leser wurden beobachtet
Der britische Geheimdienst soll gezielt Nutzer Leser von Wikileaks überwacht haben. Auch „The Pirate Bay“ und „Anonymous“ sollen Ziele des GCHQ gewesen sein.
BERLIN dpa | Der britische Geheimdienst GCHQ hat offenbar gezielt die Leser der Wikileaks-Webseite beobachtet. Eine geheime Präsentation des Nachrichtendienstes aus dem Jahr 2012 zeigt eine Software, mit der Webseiten-Aufrufe analysiert werden können.
Journalisten veröffentlichten das Dokument aus den Unterlagen des Informanten Edward Snowden am Dienstag [1][auf der Webseite „The Intercept“]. Es zeigt Aufrufe der Wikileaks-Webseite im Februar 2012. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte mehrfach geheime Dokumente der US-Regierung veröffentlicht.
Solche Analysesoftware ist grundsätzlich weit verbreitet, die meisten Webseiten-Betreiber setzen ähnliche Dienste ein. Das Programm, das der GCHQ den Unterlagen zufolge benutzte, lässt sich kostenlos im Internet herunterladen. Beim Geheimdienst bekam es den Codenamen „ANTICRISIS GIRL“.
Im Gegensatz zu Webseiten-Betreibern, die die Aufrufe ihrer eigenen Angebote verfolgen, nutzte der Geheimdienst die Software offenbar, um die Masse seiner abgefangenen Daten zu sortieren. Dazu dienen auch bereits bekannte Werkzeuge wie XKeyscore.
Auszüge aus internen Diskussionsforen der NSA, die „The Intercept“ ebenfalls veröffentlichte, zeigen, dass der US-Geheimdienst auch Webseiten wie „The Pirate Bay“ oder Hackergruppen wie „Anonymous“ als legitime Ziele einstufte.
18 Feb 2014
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Sämtliche Telefon-Gespräche auf den Bahamas wurden überwacht. Der Zugriff erfolgte unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung.
Dokumente des britischen GCHQ zeigen, wie dieser falsche Informationen über Gegner streut. Auch missliebige Aktivisten geraten ins Visier.
Der britische Geheimdienst soll jahrelang Screenshots aus Webcam-Chats gespeichert haben, darunter auch explizites Material. Millionen Yahoo-Nutzer seien betroffen.
Die Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes im eigenen Land gehen den Republikanern zu weit. Senator Rand Paul hat nun eine Sammelklage eingereicht.
Alles spricht dafür, Edward Snowden nach Deutschland zu holen. Doch die große Koalition hat zu viel Angst vor diplomatischen Verwerfungen.
Am Donnerstag wird der NSA-Untersuchungsausschuss im Bundestag beantragt. Schafft Hans-Christian Ströbele es nun, Snowden nach Berlin zu holen?
Die Journalisten hinter Edward Snowden haben eine eigene Website gestartet. Sie wird von einem milliardenschweren Ebay-Gründer mitfinanziert.
Der Menschenrechtler Wolfgang Kaleck will Chancen für eine Rückkehr Snowdens in die USA ausloten. Auch sein Recht auf Asyl in Deutschland wird geprüft.