taz.de -- Kommentar Zentralafrikanische Republik: Erst denken, dann handeln

Die Entsendung von EU-Truppen in die Zentralafrikanische Republik ist überfällig – die Debatte um deren Auftrag aber auch.
Bild: Gewalt ohne Ende: Ein Mädchen vor den Ruinen zerstörter Häuser in der Hauptstadt Bangui

Kein Zweifel: Die Entsendung von EU-Truppen in die Zentralafrikanische Republik (ZAR), deren Planung in diesem Monat ernsthaft anlaufen soll, ist überfällig. Tausende Menschen sind getötet worden, Zehntausende wurden vertrieben, Hunderttausende sind auf der Flucht. Die in der Hauptstadt Bangui und weiten Teilen des Landes tonangebenden Jugendmilizen namens „Anti-Balaka“ erinnern mit ihren gezielten Massakern und Pogromen an Muslimen an die Interahamwe-Völkermordmilizen in Ruanda vor zwanzig Jahren.

Umso wichtiger ist es, sich genau zu überlegen, worin denn sinnvolles Eingreifen bestehen könnte. Es geht in der ZAR nicht um das Auseinanderhalten von Bürgerkriegsparteien, sondern um den Schutz von Zivilisten und die Entwaffnung von Banden. Und es geht um den Aufbau staatlicher Institutionen auf allen Ebenen, von der Zentralregierung bis hin zur Dorfgemeinde. All dies ist nur zu einem kleinen Teil eine von Kampftruppen zu lösende Aufgabe. Robuste Polizeieinsätze sind mindestens genauso wichtig, lokale Versöhnung ebenfalls.

Die Erfahrungen der bisher stationierten internationalen Truppen sind ernüchternd. Die afrikanische Eingreiftruppe Misca ist intern gespalten; sie verfügt weder über Lufttransport noch über medizinische Evakuierungskapazitäten. Frankreich hätte diese Kapazitäten, teilt sie aber nicht mit den Afrikanern und behandelt diese nicht auf Augenhöhe. Lokale Scharfmacher nutzen die Unstimmigkeiten unter den Intervenierern aus.

Wie genau kann eine EU-Truppe - und nach ihr eine UN-Blauhelmmission – dieses Geknäuel entwirren, statt die Lage noch unübersichtlicher zu machen? Das müssen die EU-Militärexperten beantworten, bevor ein Marschbefehl erteilt wird. Sonst wird die geplante Truppe „Eufor Bangui“ Teil des Problems statt der Lösung.

6 Mar 2014

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Dominic Johnson

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