taz.de -- Botschaft von Snowden: So einfach wie möglich

Edward Snowden sprach per Video mit Besuchern des Technologie-Treffens „South by Southwest“. Er rief zum Widerstand mit den Mitteln der Technik auf.
Bild: From Russia with Love: Snowden spricht per Video.

AUSTIN dpa | Der ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden hat die Netzszene zum Widerstand gegen die massenhafte Internet-Überwachung durch die Geheimdienste aufgerufen. „Wir brauchen euch, um das in Ordnung zu bringen“, sagte Snowden am Montagabend per Videoübertragung zu den Besuchern des Technologie-Festivals „South by Southwest“ in Austin, Texas.

„Es braucht eine politische Antwort, aber es braucht auch eine technische Antwort.“ Die versammelten Programmierer und IT-Experten könnten helfen, die Privatsphäre der Internetnutzer zu schützen. Er forderte sie auf, sich für Computerprogramme zur sicheren Kommunikation einzusetzen.

Verschlüsselungsprogramme machten massenhafte Überwachung für die Geheimdienste unmöglich, sagte Snowden. Solche Software macht digitale Nachrichten von außen unlesbar. Die Programme seien jedoch für Normalnutzer oft zu umständlich.

„Wenn man über drei Menüebenen gehen muss, werden die Menschen das nicht benutzen“, sagte der 30-Jährige. „Es muss automatisch passieren.“ Mehrere Internetfirmen, darunter Google und Yahoo, haben seit den NSA-Enthüllungen angekündigt, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Keine Schwerpunkte

Tausende Zuschauer verfolgten das Gespräch zwischen Snowden, seinem Anwalt Ben Wizner und dem Bürgerrechtler Chris Soghoian. Aus der US-Politik war vorab Kritik laut geworden. Der Abgeordnete Mike Pompeo hatte die SXSW-Macher [1][aufgefordert, das Ereignis abzusagen.]

Snowden war als Mitarbeiter einer Vertragsfirma beim Geheimdienst NSA angestellt. Er kopierte tausende Dokumente und übergab sie an Journalisten. Demnach sammelt die NSA auf verschiedenen Wegen massenhaft Daten über die Internet-Kommunikation von Millionen Menschen. Die Berichte sorgten weltweit für Empörung.

Doch den Nachrichtendiensten sind nach Ansicht von Snowden gerade wegen ihres weitgehenden Abhörens wichtige Hinweise durch die Lappen gegangen. Die Überwachung produziere Unmengen von Daten, die durchforstet werden müssten. „Dieser Mangel an Schwerpunktsetzung hat dazu geführt, dass wir Hinweise verpasst haben, die wir nicht hätten verpassen sollen.“

Als Beispiel nannte er den Anschlag auf den Boston Marathon. Hier hätten gezielte Ermittlungen womöglich geholfen, das Attentat zu verhindern.

11 Mar 2014

LINKS

[1] http://pompeo.house.gov/news/documentsingle.aspx?DocumentID=372133

TAGS

Edward Snowden
Schwerpunkt Überwachung
Heartbleed
NSA
Edward Snowden
NSA
Datenschutz
Geheimdienst
GCHQ

ARTIKEL ZUM THEMA

Reaktionen auf „Heartbleed“: Ein ziemlich trivialer Fehler

Die Sicherheitslücke „Heartbleed“ betrifft so gut wie alle, die das Internet nutzten. Kein Wunder also, dass im Netz ausführlich diskutiert wird.

Neues von der NSA: Einfach mal alles abschöpfen

Die NSA sieht sich selbst als Zauberer. So illustriert der Geheimdienst ein Programm, das die Daten eines ganzen Landes abhören kann. Das berichtet eine US-Zeitung.

Staatliche Schadsoftware „Turbine“: Die NSA schickt Massen-Spam

Neueste Enthüllung aus den Snowden-Papieren offenbaren, dass NSA und GCHQ weltweit Rechner mit Schadsoftware infizieren – und das in industriellem Ausmaß.

Liste von Reporter ohne Grenzen: NSA wird Internet-Feind

Die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen benennt jährlich die gefährlichsten „Feinde des Internets“. Diesmal auf der Liste: westliche Geheimdienste.

Merkel und Cameron auf der CeBIT: Das Skandälchen vermieden

In der NSA-Affäre gibt der britische Geheimdienst GCHQ ein negatives Bild ab. Auf der Computermesse traten Merkel und der britische Premier dennoch gemeinsam auf.

Neue Strategie der Geheimdienste: No Spy? Ade! Spionage? Olé!

Das Anti-Spionage-Abkommen ist zwar gescheitert. Die Bundesregierung ist trotzdem im Glück: Statt weniger Spitzelei gibt´s künftig etwas mehr.

Neues von Edward Snowden: Jetzt auch noch Webcams

Der britische Geheimdienst soll jahrelang Screenshots aus Webcam-Chats gespeichert haben, darunter auch explizites Material. Millionen Yahoo-Nutzer seien betroffen.