taz.de -- Abgehörte Telefonate in der Türkei: Erdogan erstattet Strafanzeige
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Oppositionschef Kilicdaroglu, weil er abgehörte Telefonate veröffentlicht hat. Geklärt werden soll auch, ob die Gespräche echt sind.
ISTANBUL afp | Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat Strafanzeige gegen Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu gestellt. Wie türkische Medien am Dienstag berichteten, ermittelt die Staatsanwaltschaft Ankara aufgrund der Strafanzeige gegen Kilicdaroglu wegen der Veröffentlichung abgehörter Telefonate Erdogans mit seinem Sohn Bilal.
Die Ankaraner Staatsanwälte wollen nun von ihren Istanbuler Kollegen wissen, ob die abgehörten Gespräche echt sind.
Kilicdaroglu, Chef der Oppositionspartei CHP, hatte die im Internet aufgetauchten Mitschnitte der Telefonate im Februar in einer öffentlichen Fraktionssitzung abspielen lassen. In den Gesprächen unterhalten sich angeblich Erdogan und Bilal darüber, wie sie größere Geldsummen vor der Justiz verstecken können. Berichten zufolge wurden die Telefonate im Rahmen von Korruptionsermittlungen der Istanbuler Justiz abgehört.
Erdogan hat die Veröffentlichungen als Manipulation zurückgewiesen. Laut Presseberichten begründet er seine Strafanzeige gegen Kilicadroglu unter anderem mit der Beleidigung von Staatsvertretern und einem Verstoß gegen die Vertraulichkeit staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen.
Der Regierungschef sieht die Korruptionsvorwürfe als Teil eines Komplotts des islamischen Predigers Fethullah Gülen gegen ihn, was dieser zurückweist.
18 Mar 2014
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Mittels der Staatsanwaltschaft geht die türkische Regierung um Ministerpräsident Erdogan gegen den religiösen Führer Gülen vor. Von der USA fordern sie die Auslieferung.
Nie hat der türkische Staat Kosten und Mühe gescheut, sich vor aller Welt zu blamieren. Aber was will Erdoğan mit der Twittersperre erreichen?
„Twitter und solche Sachen werden wir mit der Wurzel ausreißen“, sagte der türkische Ministerpräsident Erdogan am Donnerstag. Nun ist Twitter gesperrt.
Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül setzt sich deutlich von seinem Parteifreund ab. Er fordert, die Schuldigen am Tod von Berkin Elvan rasch zu finden.
Ministerpräsident Erdogan setzt die Justiz gegen die Organisatoren der Gezi-Park-Bewegung ein. Die Anklage ist absurd, und jeder weiß das.
Telefonisch beklagt sich der Ex-Wirtschaftsminister der Türkei über ausbleibende Schmiergelder. Premier Erdogan spricht von einem „Attentatsversuch“ der Justiz.
Im Internet werden kompromittierende Telefonate des Premiers veröffentlicht. Nun will er gegen die entsprechenden Plattformen vorgehen.
Erdogan hat die Echtheit von zwei der veröffentlichten Telefonate bestätigt. Im Fall einer Niederlage bei den Kommunalwahlen will er zurücktreten.
Ein neuer angeblicher Telefonmitschnitt des türkischen Regierungschefs Erdogan ist aufgetaucht. Darin möchte er einen Medienboss verurteilt sehen.
Die Parlamentsdebatte wurde teilweise mit Fäusten geführt. Nun sollen in der Türkei rund 4.000 Schulen des Erdogan-Rivalen Fethullah Gülen dichtgemacht werden.
Der Mitschnitts eines Telefonats zwischen Erdogan und seinem Sohn ist ein Geschenk für die Opposition. Es befeuert den Wahlkampf.