taz.de -- Atomkraftwerk Grafenrheinfeld: Steuer sorgt für früheres Aus
Das Atomkraftwerk in Unterfranken soll im Februar 2015 abgeschaltet werden, sieben Monate vor Laufzeitende. Das AKW rechne sich nicht mehr, erklärt der Betreiber.
BERLIN taz/dpa | Bisher war es nur Spekulation, jetzt steht es fest: Das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld (bei Schweinfurt) soll bereits im Mai 2015 abgeschaltet werden - und damit sieben Monate früher als vom Gesetzgeber im Rahmen des Atomausstiegs vorgesehen. Eine entsprechende Stilllegungsanzeige übermittelte der Stromkonzern Eon am Freitag der Bundesnetzagentur und dem für Bayern zustädigen Netzbetreiber Tennet.
Eon begründete den Schritt vor allem mit der Belastung durch die vom Bund erhobene Kernbrennstoffsteuer. "Hintergrund für die Entscheidung ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Anlage", betonte das Unternehmen. Im Juni müssten neue Brennstäbe eingesetzt werden, was mit weiteren 80 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Die neuen Brennstäbe könnten aber nicht mehr voll genutzt werden.
Als in der vergangenen Woche erstmals über ein mögliches früheres Aus für Grafenrheinfeld berichtet worden wurde, hatte es noch Spekulationen gegeben, dass die Bundesnetzagentur die frühere Abschaltung untersagen könnte, weil sonst die Versorgungssicherheit in Bayern gefährdet wäre. In diesem Fall hätte Eon für den Weiterbetrieb staatliche Entschädigung für den Weiterbetrieb erhalten können.
Daraus wird nun voraussichtlich nichts. "Aktuell gehen wir davon aus, dass eine vorzeitige Stilllegung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld die Versorgungssicherheit in den Monaten bis zum eigentlich vorgesehenen Laufzeitende des Kraftwerks im Dezember 2015 nicht gefährdet", erklärte Martin Fuchs, Geschäftsführer des für Bayern zuständigen Netzbetreibers Tennet. Allerdings werde die Zahl der Netzeingriffe steigen, was zu höheren Netzentgelten führen könnte. Die bayerische Landesregierung kündigte eine sorgfältige Prüfung an.
Umweltschützer begrüßten die Ankündigung von Eon. "Die Abschaltung von Grafenrheinfeld ist längst überfällig", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Jeder Tag zusätzlicher Laufzeit vergrößert das Risiko eines atomaren Unfalls." Die Intiative Ausgestrahlt fordert als Konsquenz, an der Brennelementesteuer festzuhalten. Derzeit plant die Bundesregierung, diese Ende 2016 abzuschaffen.
28 Mar 2014
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Das berühmte AKW Grafenrheinfeld geht am Sonntag vom Netz. Ohne Blackout. Doch die radioaktiven Reste wird der Ort so schnell nicht los.
Mit einem vorläufigen Rechtsschutz beschert ein Gericht den AKW-Betreibern einen Geldsegen. Dem Bund drohen Milliardenzahlungen.
Ein italienisches Gericht hat drei Manager wegen Umweltverschmutzung verurteilt. Sie befeuerten ein Kraftwerk im Podelta mit schwefelhaltigem Öl.
Mal kommen zehn, mal 200, Protestanten, Katholiken, Muslime oder "Kirchenferne" jeden Sonntag seit 25 Jahren zur atomkritischen Andacht nach Gorleben.
Womöglich verkürzt Eon die Laufzeit des AKW Grafenrheinfeld freiwillig. Weil es sich schlicht nicht mehr rechnet.
Das Unglück von Fukushima ist nahezu vergessen. Jetzt erinnern AKW-Gegner mit der Besetzung eines Uralt-Reaktors an die Gefahren der Atomkraft.