taz.de -- Echtzeit-Doku aus Israel: Ein Tag und eine Nacht in Jerusalem
Der Dokumentarfilm „24h Jerusalem“ zeigt den Alltag von 90 Israelis, Palästinensern und Exil-Europäern. Dabei geht es auch um die Geschichte der Stadt.
Mit „24h Berlin – Ein Tag im Leben“ legten der Regisseur Volker Heise und der Produzent Thomas Kufus eines der interessantesten TV-Projekte der vergangenen Jahre vor. 80 Kamerateams filmten 2008 einen Tag und eine Nacht lang 50 Berliner in deren Alltag.
Die aus dem umfangreichen Material montierte Dokumentation wurde ein Jahr später in Echtzeit 24 Stunden am Stück bei Arte und im RBB ausgestrahlt. Für den Nachfolger haben sich die beiden eine wesentlich kompliziertere Stadt ausgesucht: „24h Jerusalem“ läuft ab Samstag, sechs Uhr früh bei Arte und im Bayerischen Fernsehen.
Das Grundprinzip ist gleich geblieben. In Jerusalem haben 70 Filmteams vor einem Jahr rund 90 Israelis, Palästinenser und Exil-Europäer begleitet. „Wir haben versucht, alle wichtigen Akteure des Stadtlebens in dem Programm abzubilden,“ sagt Volker Heise. „Obwohl wir dabei auf das in Berlin erworbene Know-how zurückgreifen konnten, haben Vorbereitung, Recherche und schließlich Castings drei Jahre gedauert.“
Inhaltlich wurden andere Akzente gesetzt: „Jerusalem ist mit keiner anderen Stadt der Welt vergleichbar, und das musste sich auf unsere Arbeit auswirken“, sagt Heise. „Beim Berlin-Projekt ging es uns um die Parallelwelten des Heute. In Jerusalem dagegen haben wir uns auch intensiv mit der Geschichte der Stadt auseinandergesetzt und diese über die Protagonisten zum Thema gemacht. Das war notwendig, weil man das heutige Jerusalem sonst von Europa aus nicht mal ansatzweise verstehen kann.“
Weil nur wenige Menschen 24 Stunden lang am Stück fernsehen können, gibt es alle dreißig Minuten ein paar Infos, und ein neuer Erzählfaden beginnt. Der Einstieg soll so zu jeder Zeit möglich sein. Parallel zur TV-Sendung läuft ein Second-Screen-Angebot auf [1][www.24hjerusalem.tv].
11 Apr 2014
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