taz.de -- „I Love EU“ – taz.lab 2014: „Wir können Kühe nicht zustopfen“
„Solidarität ist machbar“ – unter dem Motto diskutieren beim taz.lab etwa 160 Gäste auf über 70 Panels. Eindrücke vor der Mittagspause.
BERLIN taz | Das Foyer des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin ist kurz vor neun Uhr gut gefüllt, als Jan Feddersen, Kurator des taz.lab, sein Grußwort an die Menge richtet. [1][„I love EU“ ist der Titel der Veranstaltung.] Das ist nicht etwa eine verklärte Liebeserklärung. Ein Blick ins Programm und auf den Untertitel zeigt, um was es an diesem Tag gehen soll: „Solidarität ist machbar.“ Und so strömen die Menschen nach der Begrüßungsrede los, um eine der zahlreichen Veranstaltungen zu Themen wie Asyl- und Klimapolitik, Rechtspopulismus oder die Beziehung der EU zur Türkei oder der Ukraine zu besuchen.
In Zelt Eins sind die Bierbänke bis auf den letzten Platz besetzt. Es geht um Lampedusa, die Dublin-Verordnung – um ein „Asylrecht, das keiner beanspruchen soll“. Referent_innen verschiedener Initiativen berichten über die Situation von Menschen, die den Weg nach Europa wagen und den „Blutzoll“, den Europa für den Grenzschutz in Kauf nimmt. Doch die Referent_innen sprechen auch über die Solidaritätsbewegungen und Flüchtlingskämpfe der letzten Jahre. „Das war eine mutmachende Abschlussdebatte“, sagt ein Gast. Er ist für das taz.lab aus Hessen angereist. „Es ist gut, dass es Leute gibt, die auf diese Themen achten.“
Szenenwechsel. Im Auditorium diskutieren die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, die grüne Europa-Abgeordnete Rebecca Harms und Kommissionsmitglied Artur Runge-Metzger über die Rolle Europas im Klima-Schutz. „Wir können nicht von heute auf morgen Kühe zustopfen“, hat Runge-Metzger gerade festgestellt. „Wir verhandeln sowas nicht im Hinterzimmer, sondern im Bundestag“, beantwortet Fahimi die Frage des Moderators Ingo Arzt, wie es in Deutschland mit dem Klimawandel weitergehe.
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Arzt geht mit Fahimi hart ins Gericht. Warum Deutschland einerseits die Reduktion von CO2-Emmissionen bewerbe, gleichzeitig aber Kohlestrom exportiere, will er wissen. Fahimi weicht aus, Arzt unterbricht sie und stellt die Frage erneut. „Das ist nicht sehr höflich“, sagt Fahimi. Das Publikum ist auf Arzts Seite. „Von dieser Regierung ist keine klimapolitische Vorreiterrolle zu erwarten“, sagt ein Gast nach der Veranstaltung.
Die Besucher lassen sich treiben, viele haben keinen konkreten Zeitplan. „Es gibt genug interessante Veranstaltungen", sagt ein Gast. „Sowohl die Themensetzung als auch das Aufgebot an Referenten ist beeindruckend.“ Für viele ist das ein wichtiger Teil des taz.lab: Die Promis stehen nicht nur auf der Bühne, man kann ihnen auch zwischen den Veranstaltungen im Foyer begegnen. Bekannte Gesichter gibt es viele: Gregor Gysi, Daniel Cohn-Bendit oder [2][Christian Specht], Politaktivist und Kampagnenmacher der linken Szene.
„Ich beschäftige mich beruflich mit Südosteuropa“, sagt eine Besucherin, die das erste mal beim taz.lab ist. „Deswegen hoffe ich, viel Neues zu erfahren.“ Andere kommen aus Tradition. „Ich bin langjährige taz-Abonnentin“, sagt eine andere Besucherin. Sie freut sich auch dieses Jahr auf die Veranstaltungen. „Einen Kritikpunkt habe ich aber“, sagt ihr Begleiter. „Am tazpresso-Stand ging es vorhin ganz schön autoritär zu. Um 09.30 Uhr gab es wohl zu viele Leute, die heute noch keinen Kaffee hatten.“
12 Apr 2014
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