taz.de -- Kommentar zur abgesagten NPD-Demo: Doppelte Schlappe für Nazis

Weil die NPD-Demo ausfällt, kann man sich politisch auf das konzentrieren, was der 1. Mai eigentlich ist: ein Tag für faire Arbeit, für Umverteilung, für die Macht von unten.
Bild: Bei Neonazis nicht so beliebt: SPD-Wahlplakat zur Europawahl.

Es ist eine zweifache Niederlage für die NPD: Am Samstag hatten 6.000 Menschen verhindert, dass rund 100 Nazis auch nur einen Fuß nach Kreuzberg setzen konnten. Nichts anderes als eine Kapitulation ist es nun, dass die Nazis ihre für den 1. Mai geplante Demonstration durch Neukölln gleich ganz sein lassen.

Typisch allerdings, dass sie trotz der Blamage aus scheinbar sicherer Entfernung noch große Töne spuckten beziehungsweise spucken wollen: Am Samstag lief ein kümmerlicher Haufen noch weitab von seinem eigentlichen Ziel in Adlershof. Für den 1. Mai scheint bisher zwar nicht für eine Ausweichroute in Berlin oder Brandenburg mobilisiert zu werden. Kleinere Provokationen aber könnte es geben.

Für Nazis nichts zu holen

Die linke Szene darf ihren Erfolg nun ruhig feiern: Die Rechten wurden souverän in die Schranken verwiesen – in der Berliner Innenstadt ist für sie nichts zu holen. Zugleich dürfen die Nazis aber auch in gefühlten Homezones nicht an Boden gutmachen: je mehr Gegenwehr, desto besser.

Für den 1. Mai in Berlin jedenfalls gibt es nun ein gemeinsames Feindbild weniger: Aktionen wie im vergangenen Jahr, als sich Aktivisten auf der Straße festbetoniert hatten, um den Aufmarsch der Rechten zu verhindern, sowie die vielen Demos gegen die NPD sind erst einmal nicht nötig.

Wer will, kann am Donnerstag also einfach feiern und die Sonne genießen – oder sich politisch auf das konzentrieren, was der 1. Mai eigentlich ist: ein Tag für faire Arbeit, für Umverteilung, für die Macht von unten.

28 Apr 2014

AUTOREN

Patricia Hecht

TAGS

NPD
Schwerpunkt Antifa
Demonstrationen
Berlin
SPD
Rostock
NPD
Tag der Arbeit, Tag der Proteste
Kreuzberg
NPD

ARTIKEL ZUM THEMA

Rangelei an Berliner Infostand: Neonazis bedrohen SPD-Wahlkämpfer

Im Berliner Stadteil Buch werden öfter Wahlplakate der SPD abgerissen. Die Partei sieht Neonazis am Werk. Nun griffen NPD-Anhänger Wahlkampfhelfer der SPD an.

Verbot von Anti-Nazi-Protest in Rostock: „Falsches Signal"

In der Hansestadt darf kein Demokratiefest gegen den NPD- Aufmarsch am 1. Mai stattfinden. Vor Gericht konnten aber Gegendemos durchgesetzt werden.

NPD sagt Demo in Neukölln ab: Der 1. Mai bleibt nazifrei

Die NPD sagt ihren für Donnerstag geplanten Aufmarsch in Neukölln ab. Nazigegner werten das auch als Erfolg der Blockaden vom vergangenen Samstag.

Neonazis zum 1. Mai: Nationale setzen auf Antikapitalismus

In einigen Städten wollen Rechtsextreme zum „nationalen Tag der Arbeit“ aufmarschieren. Sie werben mit rassistischen sozialen Forderungen.

Kommentar NPD-Aufmarsch: Blockaden gut, Böller nützlich

Was zusammenkommen muss, um einen Naziaufmarsch erfolgreich zu verhindern – und warum der Kreuzberger Blockadeerfolg dennoch nicht ungetrübt ist.

NPD-Aufmarsch durch Kreuzberg: Rechte sollen draußen bleiben

Mit Blockaden wollen Initiativen die Demo am Samstag verhindern. Erwartet werden 100 bis 150 Neonazis – und 1.000 Gegendemonstranten.