taz.de -- Kommentar Bevölkerung im Gazastreifen: Von aller Welt verlassen

Die Zivilisten im Gazastreifen leiden am meisten unter den Hamas-Attacken. Doch ihre Angst vor der Führung hindert sie an offener Kritik.
Bild: Palästinensische Flüchtlinge auf dem Weg in eine UN-Unterkunft.

Je öfter die Hamas aus dem Gazastreifen Israel mit Raketen angreift, desto massiver schlagen Israels Luftwaffe und Marine zurück. Die Zivilisten sind die, die das größte Leid tragen. Trotzdem regt sich kaum Protest aus der palästinensischen Bevölkerung gegen die eigene Führung.

Nirgends wird die Forderung laut, endlich mit dem Raketenbeschuss auf Israel, der ohnehin nicht viel Schaden anrichtet, aufzuhören. Die Palästinenser hindert die Angst vor der eigenen Führung an offener Kritik am Raketeneinsatz aus Gaza.

Der Gazastreifen ist doppeltes Opfer der Arabellion. Einmal drängten die dramatischen Entwicklungen in Kairo und andernorts das Palästinenserproblem von der internationalen Agenda. Zum Zweiten distanziert sich die neue ägyptische Führung von den palästinensischen Islamisten.

Die israelische Blockade im Norden und zur See wird mit der Schließung der südlichen Grenze und der Schmugglertunnel nach Ägypten erst perfekt. Rund eineinhalb Millionen Menschen sind von der Welt weitgehend abgeschnitten, und sie geraten mehr und mehr in Vergessenheit.

Die aktuelle Konfrontation bringt die Palästinenser temporär wieder in die Schlagzeilen. Mit etwas Glück wird die Krise mit einer verbesserten Regelung für den Personenverkehr nach Ägypten enden, mit mehr Spielraum für die Fischer auf See und mit Importerleichterungen für Baumaterial. All dies jedoch kaum ein Tropfen auf den heißen Stein.

Israel hat gute Gründe, nicht mit der Hamas zu kooperieren, die den offiziellen Gewaltverzicht bis heute ablehnt. Sie kann nicht anders, denn der bewaffnete Widerstandskampf gibt den Islamisten ihre Existenzberechtigung. So ist der nächste Krieg schon jetzt absehbar. Eine Beruhigung ohne Ausweg für den gebeutelten Küstenstreifen kann nicht von Dauer sein.

13 Jul 2014

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Susanne Knaul

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