taz.de -- Nachrichten von 1914 – 14. August: England erklärt Österreich den Krieg
England hat Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Nun fehlt nur noch eine Kriegserklärung, damit acht europäische Staaten in diesen Krieg verwickelt sind.
England hat gestern Österreich-Ungarn offiziell den Krieg erklärt. Frankreich hatte zwei Tage vorher, am 11. August, seinen Botschafter aus Wien abberufen. Jetzt steht nur die belgische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn noch aus. Sobald sie vorliegen wird, werden sowohl Deutschland wie Österreich sich mit sechs Mächten sich im Kriege befinden, nämlich mit Russland, Frankreich, England, Serbien, Montenegro und Belgien. Über die Begründung der englischen Kriegserklärung wird amtlich aus Wien berichtet:
Der großserbische Botschafter Bunsen erschien heute im Ministerium des Äußeren, um die Erklärung abzugeben, dass sich Frankreich als im Kriegszustand mit Österreich-Ungarn befindliche betrachte, da dieses den Bundesgenossen Frankreichs, Russland, bekämpfe und Frankreichs Feind, das Deutsche Reich, unterstütze. Zugleich erklärte der großserbische Botschafter, dass mit Rücksicht auf das Verhalten Frankreichs auch Großbritannien sich als im Kriegszustand mit der Monarchie befindlich betrachte.
In dieser Erklärung wird Frankreich in den Vordergrund gestellt – die englische Regierung führt nur Krieg, weil Frankreich Krieg führt, und ordnet ihre Haltung vollkommen der Haltung Frankreichs unter. Die logische Folge davon wäre, dass England auch die Feindseligkeiten einstellen müsste, sobald Frankreich einen Friedensschluss wünschen wird. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Kriegserklärung wurde die folgende Meldung ausgegeben:
London, 13. August. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die Admiralität hat Befehl erteilt, die Feindseligkeiten gegen Österreich-Ungarn zu beginnen.
Gegen Österreich-Ungarn kann die englische Flotte – wenn man von der Beschlagnahmung österreichischer Handelsschiffe absieht – nur im Mittelmeer etwas unternehmen. Die Feindseligkeiten, deren Beginn die englische Admiralität befiehlt, könnten sich dort allenfalls gegen den österreichischen Kriegshafen Pola richten. Durch den Umstand, dass der Kriegszustand mit England für Österreich erst erheblich später als für Deutschland eingetreten ist, hat die österreichische Marine Zeit zur Vorbereitung gewonnen.
Quelle: Berliner Tageblatt
14 Aug 2014
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