taz.de -- Protest in Hongkong: Demonstranten rücken vor
Die Proteste in Hongkong waren zurückgegangen. Am Dienstag marschierten Aktivisten zum Regierungssitz. Zuvor hatte die Polizei erneut Barrikaden abgebaut.
HONGKONG ap | Nach einem Rückgang der Demokratieproteste in Hongkong in den vergangenen Tagen ist es am Dienstag wieder zu einer Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei gekommen. Dutzende Aktivisten marschierten am Abend auf den Sitz der Regierung zu, mehrere hundert Bereitschaftspolizisten versuchten, die Menge zu stoppen. Dabei hätten einige von ihnen auch Pfefferspray gegen Demonstranten eingesetzt, berichteten örtliche Fernsehsender.
Polizisten in der chinesischen Sonderverwaltungszone hatten zuvor weitere Barrikaden der prodemokratischen Aktivisten geräumt. Hunderte Beamte zerkleinerten am Dienstag an mehreren Orten im Finanzdistrikt und nahe dem Einkaufsviertel Causeway Bay Barrieren aus Bambus, Zement und anderem Material. Die Polizei werde weiter räumen, kündigte Behördensprecher Steve Hui an. Zugleich sagte er, 23 Menschen seien nach der Gewalt zwischen Gegnern der Proteste und Demonstranten vom Vortag festgenommen worden.
Beobachter werteten das stufenweise ablaufende Räumen der Barrikaden als Zeichen dafür, dass die Stadtregierung nach den mehr als zwei Wochen andauernden Protesten für mehr Demokratie und freie Wahlen 2017 langsam die Geduld verliert und den Protest schwächen will. Die Polizisten nutzten erneut die ruhigen Morgenstunden, offenbar um auf möglichst wenig Widerstand zu stoßen und Konfrontationen zu vermeiden.
Seit Ende September demonstrieren Zehntausende für mehr Demokratie. Anlass waren die strikten Vorgaben der Zentralregierung in Peking für die Wahl des Hongkonger Regierungschefs 2017. Die derzeitige Führung der Stadt hat die Demonstranten mehrfach zum Rückzug aufgefordert und betont, es gebe praktisch keine Chance, dass Peking die Bedingungen für die Wahl revidiert. Zudem lehnt Hongkongs Regierungschef Leung Chun Ying die Forderung nach seinem Rücktritt ab.
Am Vortag hatten Hunderte vermummte Gegner der Demokratiebewegung die Barrikaden der Demonstranten attackiert. Das derzeitige Vorgehen der Polizei soll offenbar neue Zusammenstöße und den Einsatz von Pfefferspray sowie Tränengas vermeiden.
14 Oct 2014
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