taz.de -- Jagdverbot in Nordrhein-Westfalen: Katzen in den Kochtopf!

Wer Katzen schießt, schützt die Natur – und tut was gegen die Massentierhaltung. Das können sich auch populistische Umweltminister mal merken.
Bild: Sagt die Maus: „Jetzt schieß doch endlich!“

Mit der Tierliebe ist es schon eine seltsame Sache. Während Millionen Katzen sorgsamst umhätschelt werden, findet die Mehrheit ihrer Halter nichts dabei, im Supermarkt Schnitzel, Chickenwings oder Whiskas zu kaufen.

Und während Tierschützer mit absurdem Aufwand für das Wohl jedes geriatrisch auffälligen Dackels kämpfen oder mit Millionenbeträgen einzelne Tiere aus Kriegsgebieten heraushauen, kämpfen sie hierzulande dafür, dass Katzen auch weiterhin unbeschwert im Freien herumtollen und dabei eine ansehnliche Blutspur hinter sich herziehen dürfen.

Tatsächlich sind Katzen ein relevantes Problem im Naturschutz, ganze Tierarten haben die Eben-nicht-Stubentiger auf dem Gewissen. Aber sie verrichten ihr unheilvolles Tun keineswegs nur auf abgelegenen Inseln, sondern auch vor unserer Haustür. Neueren Studien zufolge fallen ihnen jährlich allein in den USA 3,7 Milliarden Vögel und 20,7 Milliarden Säugetiere zum Opfer, die Zahl der getöteten Reptilien und Amphibien ist vermutlich noch um einiges höher.

Kein natürlicher Mechanismus gebietet dem Einhalt, weil all die Muschis und Mimis von Menschen gemästet werden, sodass sie enorme Populationsdichten erreichen, trotz ihrer Sattheit aber das Mausen nicht lassen – nur etwa ein Drittel der erlegten Beute wird überhaupt gefressen.

Besser als schleimige Frösche

Trotzdem ist die Empörung groß, dass Jäger in Wald und Flur herumstreunende Katzen bislang einfach erlegen. In Nordrhein-Westfalen soll das nun verboten werden. Offenbar findet der dortige grüne Umweltminister Johannes Remmel süße Kätzchen wichtiger (und wählerstimmenwirksamer) als schleimige Frösche oder ekliges Natterngezücht.

Und genau jene Tierschützer, die sich sonst Sorgen machen, ob Molche oder Eidechsen darunter leiden, wenn sie in Terrarien gepflegt werden, kümmert es nicht im geringsten, ob deren wild lebende Kollegen von marodierenden Katzen unter für das Opferindividuum auch nicht gerade besonders erfreulichen Umständen gemeuchelt werden.

Es ist die Logik von Kleinkindern, die glauben, dass etwas verschwindet, wenn sie sich die Augen zuhalten. Sollen die Viecher da draußen doch machen, was sie wollen, dafür sind wir nicht zuständig. Das ist Natur – als ob es so etwas überhaupt gäbe in unserer überformten Kulturlandschaft und als ob das eine Rolle spielte in einer Diskussion um domestizierte Haustiere.

Von der FDP lernen

Es ist schlimm genug, dass Katzen in Gärten und Siedlungen ihrem tödlichen Treiben nachgehen können. Wenn sie das aber in freier Wildbahn tun, sollten wir dankbar sein für jeden Jäger, der sie final daran hindert.

Eines der letzten Lebenszeichen der FDP bestand darin, dass ihre Nachwuchsorganisation in selten fettnapfsicherer Zielstrebigkeit zur Diskussion stellen wollte, das in Deutschland geltende Verzehrverbot für Katzen aufzuheben. Die Folge war ein veritabler Shitstorm, dabei war das womöglich das einzig Vernünftige, was der Verein zu Lebzeiten noch gefordert hat.

Denn wenn wie im Vorjahr auch nächstes Jahr rund 8.000 Katzen in Nordrhein-Westfalen geschossen und anschließend ins Gulasch kommen würden und dafür ein paar Kälbchen die Massentierhaltung und Tausenden Echsen und Vögeln der Samtpfotentod erspart bliebe – das wäre dann tatsächlich mal ein echter Beitrag zum Tierschutz. Und womöglich schmecken die Katzen ja sogar ganz gut.

21 Oct 2014

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Heiko Werning

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