taz.de -- Schwere Kämpfe in Libyen: Soldaten greifen Bengasi an

Die Lage in Bengasi ist katastrophal. Mit Angriffen an verschiedenen Fronten sollen die Islamisten aus der ostlibyschen Stadt vertreiben werden.
Bild: Beflaggt: Soldat in Bengasi

BENGASI dpa | In der ostlibyschen Stadt Bengasi sind erneut heftige Kämpfe zwischen Soldaten und islamistischen Milizen ausgebrochen. Der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete am Freitag, die Soldaten griffen die Stadt aus mehreren Richtungen an. Ziel sei es, die Islamisten aus Bengasi zu vertreiben.

Soldaten unter dem Kommando des abtrünnigen Armeegenerals Chalifa Haftar gehen seit Monaten eigenmächtig gegen die Islamisten vor, zu denen auch die Gruppe Ansar al-Scharia gehört. Sie ist lose mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbunden. Das libysche Nachrichtenportal Al-Wasat meldete, aus verschiedenen Vierteln Bengasi seien schwere Waffen und anderer Gefechtslärm zu hören.

Der Parlamentsabgeordnete Issa al-Arabi sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Lage in Bengasi sei katastrophal. Viele Häuser seien zerstört und eine große Zahl von Menschen zur Flucht gezwungen worden. Es fehle an Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Auch in vielen anderen Regionen Libyens ist die Sicherheitslage chaotisch. Vielerorts bekämpfen sich rivalisierende Milizen, die 2011 am Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi beteiligt waren. Die Armee ist zu schwach, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Das Land versinkt zudem in einem Machtkampf, weil zwei Parlamente und zwei Regierungen miteinander konkurrieren. Die westlichen Staaten hatten vor rund zwei Wochen in einer Erklärung gewarnt, die Freiheit Libyens sei in Gefahr, wenn einheimische und internationale Terrorgruppen das Land als Rückzugsort nutzen könnten.

31 Oct 2014

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