taz.de -- Freihandelsabkommen Ceta: Gabriel hält Einigung für möglich

Der Wirtschaftsminister rückt vom Nein zum umstrittenen Investitionsschutz ab. Im September befand die SPD noch, ein solcher sei „abzulehnen“.
Bild: AktivistInnen protestieren im Oktober gegen die geplanten Freihandelsabkommen Ceta und TTIP

BERLIN taz | Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel rückt von der klaren Haltung seiner Partei zum umstrittenen Investionsschutz im Rahmen von Freihandelsverträgen ab. Zum geplanten TTIP-Abkommen zwischen der EU und den USA sowie zum geplanten CETA-Abkommen mit Kanada hatte die SPD im September beschlossen, Investitionsschutzvorschriften „sollten nicht (...) eingeführt werden“. Schiedsverfahren, in denen Investoren einen Staat wegen neuer Regeln verklagen, seien „abzulehnen“ – und zwar „in jedem Fall“.

Beim Parteichef klingt das inzwischen weit weniger verbindlich. „Den Investorenschutz bei CETA komplett herauszunehmen, ist keine echte Option“, sagte er am Montag nach einem Gespräch mit der neuen EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Sein Ziel sei es, ihn durch weitere Verhandlungen zu „verbessern und verändern“.

Dafür gibt es aber nach Ansicht der EU-Kommissarin nur geringe Spielräume. Der eigentliche Text des Abkommens sei fertig verhandelt. Im Rahmen von „juristischem Feinschliff“ könne es lediglich „geringfügige Klarstellungen“ geben, sagte Malmström.

Zur Frage, wie es in diesem Rahmen gelingen soll, etwa die von der SPD abgelehnten Schiedsgerichte komplett aus dem Vertrag zu streichen, äußerte sich Gabriel nicht konkret. „Ich glaube, dass wir im Rahmen der jetzt noch möglichen Veränderungen eine ganze Reihe von Dingen machen können“, sagte er lediglich.

Investitionsschutz im Mittelpunkt der Kritik

Investorenschutzklauseln ermöglichen es Unternehmen, vor privaten Schiedskommissionen gegen Staaten vorzugehen, wenn sie glauben, dass neue Gesetze ihre Investitionen gefährden oder ihre Gewinnaussichten mindern. Sie stehen im Zentrum der Kritik an TTIP und CETA. Auf der Grundlage einer solchen Klausel klagt derzeit der schwedische Energiekonzern Vattenfall wegen des in Deutschland beschlossenen Atomausstiegs auf Schadenersatz.

10 Nov 2014

AUTOREN

Malte Kreutzfeldt

TAGS

Schwerpunkt TTIP
Sigmar Gabriel
Freihandel
CETA
Investorenschutz
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Sigmar Gabriel
Schwerpunkt TTIP
CETA
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP
Herman van Rompuy
EU
Schwerpunkt TTIP
CETA
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt TTIP

ARTIKEL ZUM THEMA

SPD im Europäischen Parlament: Gegen den Investorenschutz

Umstrittene Schiedsgerichte sind überflüssig, sagt der Handelsausschuss-Vorsitzende Lange. Und widerspricht damit SPD-Chef Gabriel.

Kommentar SPD-Streit um TTIP: Gabriel und die Stinkbombe

Egal wie sich Sigmar Gabriel zum Freihandelsabkommen positioniert, er wird sich unbeliebt machen. Das Thema ist ein politische „Stinkbombe“.

Sozialdemokraten streiten über Ceta: Eine kleine Parteibefragung

SPD-Chef Sigmar Gabriel will Ceta akzeptieren und verärgert so die Basis. Jetzt soll ein Parteikonvent 2015 die Sache richten.

Freihandelsabkommen mit Kanada: Gabriel knickt ein

Der Wirtschaftsminister will beim Ceta-Abkommen den umstrittenen privaten Schiedsgerichten zustimmen – trotz anderslautender Parteibeschlüsse.

Ceta und das Kleingedruckte: Die Macht der Konzerne

Gerechte Behandlung von Investitionen: Was fair klingt, bedeutet im Freihandelsabkommen Ceta mit Kanada, dass die Politik sich selbst lahmlegt.

Falsche Freihandels-Versprechungen: TTIP kann zum Jobfresser werden

Jede Menge neue Arbeitsplätze solle das Freihandelsabkommen von EU und USA bringen, hieß es bislang. US-Forscher sagen etwas anderes.

Gutachten zu Freihandelsabkommen: Völkerrechtler gegen TTIP und Ceta

Die Freihandelsabkommen der EU verstoßen gegen das Grundgesetz. Zu diesem Ergebnis kommt ein von Attac in Auftrag gegebenes Gutachten.

Klagen gegen Ceta und TTIP: Weckruf für das Verfassungsgericht

Schon 231 Bürger haben Verfassungsbeschwerde gegen die geplanten Freihandelsabkommen eingereicht. Für „Mehr Demokratie“ sind die Klagen „verfrüht“.

Widerstand gegen Freihandelsabkommen: DGB-Linie gilt in Hamburg nicht

Ein Netzwerk aus Verbraucher-, Sozial-, Juristen- und Umweltverbänden macht gegen die Freihandelsabkommen TTIP, CETA, TiSA mobil. In Hamburg ist auch der DGB dabei.

Initiative gegen Freihandelsabkommen: Der Druck wächst

Die Beteiligung an der Onlinekampagne gegen TTIP und Ceta übertrifft alle Erwartungen. Trotzdem gibt es Streit unter den Kritikern.

Kommentar TTIP und CETA: Kein Vertrauen in die Freihändler

Allen Aussagen der Politiker zum Trotz: Keinem der Verhandler kann vertraut werden, denn sie tagen im Geheimen

Transatlantischer Freihandel: EU kündigt Kehrtwende bei TTIP an

Die EU und Kanada feiern das Freihandelsabkommen Ceta. Gleichzeitig kippt die EU-Handelskommissarin offenbar beim umstrittenen Investorenschutz.

EU-Freihandelsverträge mit Nordamerika: Weniger Investorenschutz bei TTIP

Die neue EU-Handelskommissarin Cecilia Mahlström will die umstrittenen ISDS-Klauseln im Abkommen mit den USA streichen. Für den Ceta-Vertrag mit Kanada ist das zu spät.

EU und Kanada verkünden Handelspakt: Ceta trotz Kritik

EU-Ratspräsident Van Rompuy verkündet das Ende der Verhandlungen über das umstrittene Ceta-Abkommen. Deutschland hätte Bedenken früher äußern können.

Handelsabkommen mit Kanada: Ceta und Mordio

Bei dem Abkommen zwischen der EU und Kanada sind immer noch die Klauseln zum Investitionsschutz strittig. Grüne Politiker sind skeptisch.

Freihandelsabkommen Ceta: Auf der Kippe

Am Freitag soll das Handelsabkommen Ceta vorgestellt werden. Nun meldet Wirtschaftsminister Gabriel Zweifel an und bremst.

Mit Ceta auf Stimmenfang: Hoffen auf gute Nachrichten

Kanadas Premier setzt auf Ceta – obwohl sein Land nicht nur gute Erfahrungen mit Freihandel hat. Doch Stephan Harper braucht positive Schlagzeilen.

Rückschlag für Freihandelsabkommen: Bundesregierung legt Ceta auf Eis

Laut einem neuen Gutachten darf die EU-Kommission das Abkommen mit Kanada nicht allein abschließen. Die nationalen Parlamente sollen mitreden.

Parteikonvent der SPD zu TTIP: Ja, mit Einschränkungen

Der Konvent billigt ein Positionspapier, dass die Parteispitze mit dem DG ausgehandelt hat. Die Verhandlungen zum Freihandel gehen also weiter.