taz.de -- Finanzkrise in der Ukraine: Energiepreise sollen steigen

Das Land steht kurz vor dem finanziellen Aus. Da auch der staatliche Energieversorger Naftogaz ein Defizitproblem hat, sollen die Bürger nun mehr für die Versorgung zahlen.
Bild: Die erneute Anhebung der Preise wird die Bürger in der Ukraine hart treffen – besonders im Winter.

KIEW dpa | Die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine will die Energiepreise für Bürger deutlich erhöhen. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Tarife auf Marktniveau anzuheben“, sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk am Donnerstag im Parlament. Der 40-Jährige begründete den Schritt mit einem Defizit von 5,6 Milliarden Euro beim staatlichen Energieversorger Naftogaz.

Die prowestliche Führung des Ex-Sowjetrepublik fordert seit Wochen eine internationale Geberkonferenz. Die milliardenschweren Zahlungen des Internationalen Währungsfonds IWF und der Europäischen Union reichen nach Angaben aus Kiew nicht aus, um das Land vor dem finanziellen Aus zu retten.

Die Einwohner des krisengeschüttelten Landes dürften kaum in der Lage sein, die zuletzt bereits angehobenen Gaspreise zu bezahlen. Hinzu kommt, dass die Währung Griwna massiv an Wert verliert. Dies hat zur Folge, dass die vom Staat zu Dollar-Preisen im Ausland eingekaufte Energie bereits jetzt kaum noch zu bezahlen ist.

Das Defizit im Staatshaushalt will Jazenjuk zudem durch die Kürzung von Sonderrenten schmälern. Die Währungsreserven des Landes haben mit umgerechnet knapp acht Milliarden Euro den tiefsten Stand seit zehn Jahren erreicht. Ohne neue Kredite droht dem Land der Staatsbankrott.

11 Dec 2014

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