taz.de -- Krieg in der Ukraine: Schwere Gefechte in Donezk

Separatisten und Regierungstruppen liefern sich schwere Kämpfe um den Flughafen von Donezk. Es sollen auch Wohnviertel in der Stadt betroffen sein.
Bild: Premier Poroschenko am Sonntag auf dem Maidan.

KIEW/DONEZK dpa | Im Konfliktgebiet Ostukraine kämpfen Regierungstruppen und Separatisten erbittert um die Kontrolle über den strategisch wichtigen Flughafen Donezk. Das Militär beklagte mehrere Tote und Verletzte am Sonntag.

Am Rande einer Trauerzeremonie in der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit Tausenden Menschen lobte Präsident Petro Poroschenko den Mut der Soldaten beim Kampf um den Airport. „Wir geben keinen Fußbreit vom ukrainischen Boden her“, sagte der prowestliche Staatschef. Er kündigte auf dem Maidan an, „die ukrainische Staatlichkeit im Donbass“ wieder herzustellen.

Die prorussischen Separatisten warfen den Regierungstruppen vor, mit Panzern und schwerer Artillerie zu schießen. Mehrere Stadtteile von Donezk seien unter Beschuss, darunter auch Bereiche des Stadtzentrums, teilten die Aufständischen mit. Sie hatten am Samstag behauptet, den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Der ukrainische Militärsprecher Andrej Lyssenko wies dies zurück.

„Die Kräfte der Anti-Terror-Operation halten dieses strategisch wichtige Objekt unter ihrer Kontrolle“, sagte Lyssenko Medien in Kiew zufolge. Er sprach von einer schwierigen Lage am Flughafen. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte mit, dass drei Soldaten bei den Kämpfen auf dem Flughafen getötet und mehr als 30 verletzt worden seien. Nach Darstellung der Separatisten starben auch mindestens zwei Zivilisten in der Kampfzone am Samstag.

Gescheiterte Friedensgespräche

Wohnviertel in den Regionen Donezk und Lugansk seien trotz einer Waffenruhe unter schwerem Dauerfeuer der Regierungstruppen, beklagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko. Es handele sich um einen „Versuch Kiews, den Krieg wieder voll zu entfesseln“, sagte er.

Nach Einschätzung von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat sich die Lage im Donbass ungeachtet einer vereinbarten Waffenruhe deutlich verschlechtert. Am Freitag war ein Anlauf für neue Friedensgespräche der Ukraine-Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk fehlgeschlagen. Ein neuer Termin stand zunächst nicht fest. Bei den seit April andauernden Kämpfen starben bisher mehr als 4.700 Menschen. Hunderttausende sind auf der Flucht.

18 Jan 2015

TAGS

Lugansk
Petro Poroschenko
Donezk
Ostukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Friedensgespräche
Donezk
OSZE
Raketenangriff
Russland

ARTIKEL ZUM THEMA

Erneut Gefechte in der Ukraine: Unterschiedliche Friedensangebote

Bei den Gefechten in der Ostukraine soll ein Krankenhaus getroffen worden sein. Die Ukraine fordert von Russland eine Unterzeichnung des Minsker Abkommens.

Ukraine abseits des Bürgerkriegs: Die Flüchtlinge auf dem Land

Flüchtlinge in der Ukraine kommen aus den umkämpften Städten im Osten in die sicheren Dörfer nahe Kiew. Dort ist es idyllisch.

Konflikt in der Ukraine: Kämpfe um Donezk

Die Separatisten in der Ostukraine wollen den Donezker Flughafen eingenommen haben. Die Ukraine macht derweil 50.000 weitere Soldaten mobil.

Angriff in der Ostukraine: Die Ruhe ist vorbei

Bei einem Raketenangriff auf einen Pendlerbus sterben zwölf Menschen. Pro-russische Separatisten sollen für den Angriff verantwortlich sein. Die UN fordern Ermittlungen.

Kommentar gescheiterter Ukraine-Gipfel: Krieg als Ablenkung

Die Gründe für die Absage der Friedensgespräche werden wir wohl kaum erfahren. Es gibt starke Kräfte, die an einem Frieden nicht interessiert sind.