taz.de -- Kommentar Pegida und der Dialog: Strikte Weigerung hilft nicht
Pegida ist ein Sammelbecken für eine diffuse Gruppe der Unzufriedenen. Ihr den Dialog zu verweigern, ist das falsche Konzept.
Das Leben ist einfacher, wenn man weiß, wo der Feind steht. Es tut gut, sich mit seinesgleichen in der Empörung und Abgrenzung zu vereinen. Viele erleben das gerade in der Auseinandersetzung mit Pegida. Mit denen will man nichts zu tun haben. Dazu hat man dann sogar noch den Segen der Kanzlerin.
Unbeantwortet bleibt in dieser groben Empörung die Frage, was oder wer „die“ eigentlich sind. Und inwiefern Pegida nicht eher ein postideologisches Phänomen ist, bei dem Rechtsextreme zwar auch dabei sind, aber nicht nur. Bei dem „links“ und „rechts“ als Kategorien eben nicht mehr reichen. Bei aller Kritik an der Systematik [1][der ersten Pegida-Studie]: Sie und auch die Berichte von JournalistInnen, die mit den AnhängerInnen gesprochen haben, belegen, dass Pegida eben auch ein Sammelbecken ist für eine diffuse Gruppe der Unzufriedenen, eine Gruppe von Menschen, die nicht mehr mitkommen mit den Veränderungen, von denen auch ihre kleine Welt betroffen ist.
Und hier wird die definitive Abwehr einer Auseinandersetzung richtiggehend gefährlich. Wir wissen, welche Wirkung Ausgrenzung auf die Ausgegrenzten ausübt, dass sie die Reihen schließt und auch instabile Zusammenschlüsse wie eben die Pegida-Bewegung stabilisiert.
Es ist das falsche Konzept, den Dialog mit den AnhängerInnen grundsätzlich zu verweigern. Je aufgeregter die Zeiten, desto schneller scheinen viele den Glauben an die Kraft des besseren Arguments zu verlieren. Und es gibt Formate, in denen man ins Gespräch kommen kann. Etwa im Dialog mit den Kommunen, wenn es um einen Neubau von Asylbewerberheimen geht. Eine Talkshow mit vielen Gästen kann nicht der richtige Ort sein. Aber wegen der Jauch-Panne den Dialog grundsätzlich zu verweigern wäre eine fatal falsche Reaktion.
20 Jan 2015
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