taz.de -- Kreditwürdigkeit Russlands: Auf Ramschniveau

Der Rubel rutscht ab und die Kurse an der Moskauer Börse geben nach. Der Grund: Die US-Ratingagentur S&P hat Russlands Kreditwürdigkeit um eine Stufe abgewertet.
Bild: Eiszeit auf den russischen Finanzmärkten: Die Zapfen an der Filiale der VTB Bank in Moskaus Innenstadt werden immer länger.

MOSKAU afp | Nach der Herabstufung der russischen Kreditwürdigkeit durch die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ist die Moskauer Börse am Dienstagmorgen ins Minus gerutscht. Der in Dollar berechnete Index RTS gab zum Auftakt um gut drei Prozent nach. Besser sah es für den Micex aus, der in Rubel berechnet wird und deshalb weniger unter der Krise der russischen Währung leidet. Der Index verlor 0,14 Prozent.

S&P hatte am Montag als erste große Ratingagentur Russland auf Ramschniveau herabgestuft. Die Kreditwürdigkeit des Landes, das mit dem Ölpreisverfall und den Folgen der westlichen Sanktionen in Folge der Ukraine-Krise kämpft, sei um eine Stufe auf BB+ abgewertet worden. Eine weitere Abwertung werde nicht ausgeschlossen.

Nach Bekanntwerden der Entscheidung rutschte der Rubel um rund sechs Prozent ab. Am Dienstag erholte sich die russische Währung etwas: Für einen Euro mussten 76,27 Rubel bezahlt werden, am Montagabend waren es 77,25 Rubel gewesen. Ein Dollar kostete 67,83 Rubel nach 68,79 Rubel am Montagabend.

Russlands Finanzminister Anton Siluanow erklärte zur Entscheidung von S&P, die Ratingagentur lege einen „übertriebenen Pessimismus“ an den Tag. Es gebe keinen Grund, die Herabstufung zu „dramatisieren“.

Die Herabstufung auf Ramschniveau bedeutet, dass russische Staatsanleihen bei bestimmten Investoren automatisch aus dem Portfolio genommen werden. In der Folge droht eine Zunahme der Kapitalflucht, die bereits im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreicht hatte.

27 Jan 2015

TAGS

Kreditwürdigkeit
Börse
Standard & Poors
Rubel
Russland
Ölpreis
EU
Ukraine-Krise
Russland
Freihandelszone

ARTIKEL ZUM THEMA

Essay Russische Krisenpolitik: Die Panik vor der Panik

Die Angst in Russland vor den Folgen der fehlenden Einnahmen ist groß. Und fast jeder glaubt, dass der Westen sich gegen das Land verschworen habe.

Separatisten in der Ukraine: EU weitet Strafmaßnahmen aus

Die EU will weitere Separatisten und ihre Unterstützer mit Einreiseverboten und Vermögenssperren belegen. Keine Einigkeit gab es bei neuen Wirtschaftssanktionen.

Kampf um Mariupol in der Ostukraine: Putins Kalkulationen

Der Angriff zielt womöglich darauf ab, eine Landverbindung zur Krim zu schlagen. Dort verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage zusehends.

Entspannungspolitik mit Russland: Signal ohne Echo

Angela Merkel versucht Putin mit einer Friedensdividende zu locken – doch der reagiert nicht.

Freihandelszone in Aussicht gestellt: „Russland einen Ausweg anbieten“

Die Bundesregierung lockt Russland mit einer gemeinsamen Freihandelszone. Die Voraussetzung dafür ist ein Ende des Konflikts in der Ostukraine.