taz.de -- Kommentar Tauwetter USA und Kuba: Hoffnung per Handschlag?

Das Ende des Embargos wird kommen, diplomatische Beziehungen zur USA werden folgen. Für die kubanische Opposition muss das nicht Gutes verheißen.
Bild: Samstag in Havanna: Das kubanische Fernsehen überträgt Bilder vom Treffen zwischen US-Präsident Obama und Kubas Regierungschef Castro.

Euphorie löste die Rede von Barack Obama am 17. Dezember in Kuba aus, die den Beginn des amerikanisch-kubanischen Tauwetters markiert. Für Euphorie sorgte auch der symbolträchtige Händedruck zwischen Raúl Castro und Barack Obama am Samstag in Panama. Die Hoffnung auf Besserung, auf ein Ende des Handelsembargos und auf bessere Zeiten ist quasi greifbar in Havanna.

Doch schnell wird es nicht gehen. Das Handelsembargo lässt sich nicht per Federstrich entsorgen, wie so viele Kubaner immer noch hoffen, und selbst wenn, ständen die zentralisierten, bürokratischen Strukturen der Inselökonomie der ökonomischen Kooperation zwischen den ehemaligen Klassenfeinden im Wege.

Zudem droht mit dem Ende der Blockade, wie die 1960 aufgelegten ökonomischen Sanktionen gegen die rote Insel dort genannt werden, auch ein Rückfall in alte Zeiten. Niemand kann daran gelegen sein, dass sich die Geschichte wiederholt und Kuba sich handelspolitisch erneut auf ein einziges Land ausrichtet, warnen Sozialwissenschaftler in Havanna.

Doch der Wandel und damit auch das Ende des Embargos werden kommen. Das hat der Gipfel in Panama bewiesen. Nur kontrolliert soll der Wandel vonstatten gehen. Und mit wem man in den Dialog tritt, dass will Havanna selbst entscheiden. Dazu gehören weder die Oppositionsgruppen auf der Insel noch die Exilanten aus Miami. Das hat der Gipfel auch gezeigt.

Dort gingen prokubanische Demonstranten auf Mitglieder der Opposition los. Als Gusanos, als Würmer, wurden Letztere in bester revolutionärer Tradition bezeichnet, anschließend verließ die kubanische Delegation unter Protest das Forum. Business as usual: Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, lautet die Maxime. Da bleibt kaum Platz für Zwischentöne. Das ist trotz des Tauwetters kubanische Realität, und daran wird der historische Händedruck kaum etwas ändern.

12 Apr 2015

AUTOREN

Knut Henkel

TAGS

Amerika-Gipfel
Sanktionen
Raul Castro
Barack Obama
USA
Kuba
Kuba
Kuba
Reisen
Barack Obama
Raul Castro
Lateinamerika
Amerika-Gipfel

ARTIKEL ZUM THEMA

Flüchtlinge in Zentralamerika: Politik auf dem Rücken von Migranten

Kubaner stranden an der Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica und warten auf ihre Weiterreise in die USA. Die Außenminister sind sich uneins.

Internet in Kuba: Die Online-Revolution

Kaum ein Land ist so vom Internet abgeschnitten wie Kuba. Ausgerechnet ein Freund Fidel Castros sorgt dafür, dass sich dies ändert.

Beziehungen zwischen USA und Kuba: Fähren legen Richtung Havanna ab

Drei oder vier Übernacht-Fahrten sind angedacht: Von Miami könnten schon im September wieder Schiffe direkt nach Kuba fahren. Die USA haben Lizenzen vergeben.

Kuba nicht mehr auf US-Terrorliste: Mehr als 30 Jahre Isolation enden

US-Präsident Barack Obama streicht Kuba von der Liste staatlicher Terrorunterstützer. Damit wird der Weg frei für Botschaftseröffnungen.

Annäherung zwischen Kuba und den USA: Gringos welcome

Die Präsidenten der USA und Kubas treffen sich auf dem Amerika-Gipfel. Viele Kubaner wünschen sich einen Obama-Besuch. Das US-Showbiz war längst da.

Debatte Amerika-Gipfel: Foto fürs Geschichtsbuch

Erstmals nimmt Kuba am Gipfel der amerikanischen Staaten teil. US-Präsident Obama will damit den Einfluss der USA wiederherstellen.

Amerika-Gipfel in Panama: Treffen zwischen USA und Kuba

Lang und „sehr konstruktiv“: Das erste Mal seit fast 60 Jahren treffen sich die Außenminister der beiden Länder. Bei dem Gespräch habe man gute Fortschritte gemacht.