taz.de -- Schlechtes Wahlergebnis: Zweckoptimismus beim BSW
Nach dem Höhenflug im vergangenen Jahr muss die Wagenknecht-Partei darum zittern, ob sie weiterhin Abgeordnete im Bundestag stellen wird.
Berlin taz | „Wir werden noch zittern müssen“, sagte Sahra Wagenknecht, als sie am Sonntagabend um 18.30 Uhr vor ihre Anhänger trat. Es könne in den nächsten Stunden noch hoch und runter gehen, mahnte sie. Nach den unterschiedlichen Hochrechnungen um 19 Uhr von ZDF lag das BSW zu diesem Zeitpunkt bei fünf Prozent.
[1][Das ersehnte Ampel-Aus] habe die Partei auf dem falschen Fuß erwischt, gab Wagenknecht zu. Man habe aber auch alles versucht, „uns niederzuschreiben und kleinzumachen“, sagte sie. Doch das Ergebnis zeige nun, dass das BSW einen Nerv treffe und eine Repräsentationslücke fülle. „Neben der AfD sind wir die Einzigen, die auch von denen gewählt werden, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren werden“, sagte Wagenknecht. „Selbst wenn es am Ende nicht reicht, dann ist es eine Niederlage, aber es ist nicht das Ende des BSW“, betonte sie.
[2][Im Wahlkampf hatte Wagenknecht] auf den letzten Metern die Medien und andere Mächte für den Absturz ihrer Partei in den Umfragen verantwortlich gemacht. Auf ihrer Abschlusskundgebung am Donnerstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin beklagte sie vor rund 800 Anhängern eine „Kampagne gegen uns“. Ihre Partei würde „runtergeschrieben“. Im Podcast „ungeskripted“ des E-Commerce-Unternehmers Ben Bernd, dessen Gespräch mit Wagenknecht kurz vor der Wahl veröffentlicht wurde, ging sie noch weiter und behauptete, die Umfragen würden manipuliert. „Die Medien“ würden „auf der Seite der Macht stehen“ und wollten sie aus dem „Bundestag raushaben“ und gar „killen“ wollen, weil sie mächtigen Interessen etwa der Waffenlobby entgegenstehe. Der deutsche Verfassungsschutz und auch andere Geheimdienste seien möglicherweise „sehr interessiert daran“, Parteien wie die ihre zu sabotieren, raunte sie.
Grimmiger Zeckoptimismus statt Euphorie
Noch am Sonntagnachmittag hatte [3][Sahra Wagenknecht] in den sozialen Medien versucht, ihre Anhänger zur Wahl zu motivieren. „Man versucht wirklich alles, um #BSW aus dem Bundestag zu drängen“, schrieb sie auf X. Auf der Plattform kursierten Prognosen, „die uns sehr niedrige Werte geben, um Leute von der Wahl abzuhalten“. Das sei ein „Fake“. Nach den ersten Hochrechnungen am Abend waren die Werte tatsächlich besser.
23 Feb 2025
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