taz.de -- Ex-AfD-Chefin in Parteispendenaffäre: Frauke Petry muss vor Gericht
Die ehemalige AfD-Chefin Petry ist wegen des Verdachts auf Meineid angeklagt. Der Prozess 2019 dürfte die Chancen ihrer neuen Partei schmälern.
Berlin taz | Die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry muss sich im kommenden Jahr wegen [1][des Verdachts auf Meineid] vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Die zuständige Strafkammer hat die Anklage zugelassen, teilte das Landgericht am Dienstag mit.
Petry, damals noch Fraktionschefin der AfD im sächsischen Landtag, wird vorgeworfen, Ende 2015 im Rahmen einer Zeugenvernehmung vor dem Wahlprüfungsausschuss falsch ausgesagt und dieses beeidet zu haben.
Konkret ging es um die Gewährung von Darlehen durch AfD-LandtagskandidatInnen an die Partei. Damit sollte der Landtagswahlkampf 2014 unterstützt werden. Petry hatte gesagt, dass die KandidatInnen nach einer erfolgreichen Landtagswahl hätten entscheiden können, ob die Darlehen zurückgezahlt oder in eine Spende umgewandelt werden.
Ihre Angaben widersprechen aber dem Darlehensvertrag. Dieser sieht vor, dass ein Landtagskandidat für den Fall seiner Wahl auf die Rückzahlung verzichten muss. Petry hatte den Vorwurf des Meineids stets zurückgewiesen. Sie hatte einen Irrtum eingeräumt, zugleich aber versichert, nicht absichtlich falsch ausgesagt zu haben.
Petrys verließ AfD kurz nach Bundestagswahl
Es zeichnet sich seit langem ab, dass die sächsische Justiz mit diesem Verfahren politisch missbraucht werden soll“, sagte Petry am Dienstag. Sie kritisierte das Verfahren als einen „Versuch, eine politische Mitbewerberin zu diskreditieren“.
Petry sitzt als Fraktionslose im Bundestag und im sächsischen Landtag, beide Parlamente haben ihre Immunität aufgehoben. Am Tag nach der Bundestagswahl 2017, bei der die AfD 12,6 Prozent der Stimmen holte, hatte Petry angekündigt, dass sie [2][der AfD-Fraktion nicht angehören werde]. Kurze Zeit später verließ sie mit einigen Mitstreitern auch die AfD-Fraktion im sächsischen Landtag und trat aus der Partei aus. Ihr Begründung: ein Rechtsruck der AfD.
Gemeinsam anderen ehemaligen AfD-PolitikerInnen, darunter ihr Mann Marcus Pretzell, gründete Petry das Bürgerforum „Blaue Wende“ und die [3][„Blaue Partei“]. Wie Petry hat Pretzell seine Mandate behalten, er sitzt fraktionslos im Europaparlament und im nordrhein-westfälischen Landtag. Mit der „Blauen Partei“ will Petry im kommenden Jahr bei der sächsischen Landtagswahl antreten. Sollte sie dort den Einzug verpassen, halten viele Beobachter das Projekt für genauso gescheitert wie die Parteineugründung des ehemaligen AfD-Chefs Bernd Lucke, Petrys Vorgänger. Ein Prozess dürfte ihre Chancen nicht steigern.
23 Oct 2018
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die frühere AfD-Chefin Petry kommt vor dem Landgericht Dresden mit einer milden Geldstrafe davon – auch weil sie politisch heute keine Rolle mehr spielt.
Ex-AfD-Chefin Frauke Petry ist wegen fahrlässigen Falscheids zu 6.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Ihr passives Wahlrecht behält sie jedoch.
Im Prozess wegen Meineid fällt das Plädoyer gegen die Ex-AfD-Chefin milde aus. Ihr passives Wahlrecht verliert sie wohl nicht.
Die frühere AfD-Politikerin Frauke Petry steht wegen Meineids vor Gericht. Sie hält den Prozess für politisch motiviert, um sie zu beschädigen.
Politikwissenschaftler Butterwegge hat die AfD in ihrem ersten Jahr im Bundestag beobachtet. Sein Fazit: Es hat sie kaum diszipliniert.
Seit sechs Monaten ist die AfD im Bundestag. Populisten, Nationalkonservative und Rechtsradikale verändern das Parlament – und umgekehrt.
Seit mehr als einem Jahr ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die AfD-Chefin. Nun verliert Petry ihren parlamentarischen Schutz.
Sie war die große Hoffnung. Nun will der rechte Rand der AfD Frauke Petry loswerden. Beim Parteitag stand die Abwahl ihres Direktmandats zur Diskussion.