taz.de -- Starkoch schreibt ein Kochbuch: Der Weg zum Porsche-Eierreis
Mit panasiatischer Küche und zahlreichen Restaurants hat sich der Berliner Koch The Duc Ngo einen Namen gemacht.
Eierreis wirkt bei mir wie Pferdetherapie. Eierreis enttäuscht nie und rettet mich aus jeder Krise. Doch manchmal frage ich mich, ob ich meinen Eierreis auf eine höhere Stufe heben kann.
Das Kochbuch „Neue asiatische Küche“ von The Duc Ngo bietet Rezepte für Hobbyköche und Fortgeschrittene. Ngo verrät darin eine Auswahl an Rezepten der beliebtesten Gerichte seiner Restaurants, von Pho, einer vietnamesischen Suppe, bis zu lauwarmer Oktopus-Ceviche. Eierreis ist auch dabei. Kann mein Homeoffice-Eierreis durch dieses Kochbuch zu einem Porsche-Eierreis werden?
The Duc Ngo ist ein erfolgreicher Koch und Gastronom. Seine kulinarische Prägung bekam er nicht nur durch seine nordvietnamesischen und chinesischen Wurzeln. Mit seiner Mutter floh er über Hongkong nach Berlin, wo er 1979 im Alter von 5 Jahren ankam. Später kochte Ngo in Moskau, London und New York. Dort aß er vor allem Pho, Kimchi, Sushi, Currys und Fischgerichte, oder wie er es nennt: das Rückgrat der panasiatischen Küche und sein „Herzensessen“. Dieses Herzensessen wollte Ngo in seiner direkten Umgebung etablieren. Das „Kuchi“ war sein erstes Restaurant panasiatischer Fusionküche und eröffnete 1999 im Berliner Westen. Heute betreibt Ngo 15 Restaurants, neben Berlin auch in Frankfurt am Main und Baden-Baden.
Trotz schwieriger Startbedingungen als Koch und Gastronom hat Ngo inzwischen einen Promistatus. Wenn ich abends den Fernseher anschalte, läuft er in Kochsendungen wie „Kitchen Impossible“ oder „The Taste“ über den Bildschirm. Auf Instagram hat er über 300.000 Follower. Die räumliche Ballung seiner Restaurants brachte ihm in Berlin den Titel „König der Kantstraße“ ein. Ein arroganter Selbstdarsteller?
Acht seiner Restaurants gliedern das Kochbuch. Jedes Kapitel stellt ein Restaurant und Rezepte daraus vor. Wie Ngos Lebensweg startet das Buch mit Rezepten aus dem „Kuchi“. Ich erfahre nicht nur etwas über die Entstehung der Restaurants, sondern auch über die Menschen, die dort arbeiten. Da ist etwa Hyunjung Kim, eine Künstlerin, die sich von Anfang an für die Inneneinrichtung von Ngos Restaurants verantwortlich zeichnet. Auch Ngos Mutter bekommt im Buch ihren Platz. Sie habe den Grundstein gelegt für alles, was ihm ermöglicht wurde.
Menschen, die Erfolg als individuelle Leistung verbuchen und mit einem Geniestatus kokettieren, empfinde ich als arrogant. The Duc Ngo geriert sich so nicht. Nicht er sei „die Company“, sondern seine Familie, Freunde und Geschäftspartner. Ngo widmet mehrere Seiten im Buch seinen langjährigen Wegbegleitern und -begleiterinnen und driftet immer wieder in persönliche Anekdoten ab. In Fernsehshows ist dafür wahrscheinlich kein Platz.
Apropos Platz: Ich stehe auf und widme mich jetzt meinem Herzensgericht, dem Eierreis. Nur auf einem höheren Level, als „Gebratener Reis & Guanciale“.
Ngo legt viel Wert auf die besten Produkte, also versuche ich das auch. Für Guanciale, den italienischen Speck aus der Schweinebacke, laufe ich einen Umweg zum Feinkostladen. Die anderen Zutaten wie Koriander oder Jasminreis erhalte ich im Supermarkt. Bei anderen Rezepten hätte ich mir hier und da Alternativen gewünscht.
Das Eierreis-Rezept lässt sich leicht nachkochen. Das Ergebnis begeistert: Der Eierreis schmeckt mit Guancialewürfeln ungewohnt exklusiv. Die Röstzwiebeln erhöhen die Knusperdichte. Die persönliche Note von Ngo ist immer mit dabei. Jedes Rezept beginnt mit einem kurzen Text, in dem er ein paar Worte zum Gericht verliert. Kurz und einfach, als würde er mir eine SMS schreiben.
„Neue Asiatische Küche“ dokumentiert, was The Duc Ngo liebt: Gemeinschaft, Kochen und das Verbinden kulinarischer Endstücke. Tofu mit Tomatensugo oder kurz gebratenen Thunfisch mit Kräuterrisotto hebe ich mir für das Wochenende auf, dafür brauche ich mehr Zeit. Dann kann ich auch direkt ein paar Freunde einladen und Gemeinschaft feiern. Ganz im Sinne von The Duc Ngo.
15 Nov 2025
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