taz.de -- Übertourismus in Griechenland: Südägäis verlangt Eintritt von Reisenden

34 Inselgemeinden der griechischen Region kämpfen mit dem Touristenandrang. Nun sollen Gäste etwa auf Mykonos, Kos und Rhodos mitzahlen.
Bild: Hier wird es schon mal voll: Fähre, die von der griechischen Insel Symi nach Rhodos ablegt

Es geht um Touristenhotspots wie Mykonos, Santorin, Paros, Naxos, Ios und Milos oder die 15 Inseln der Dodekanes-Inselgruppe mit ihren Urlauberzielen Rhodos, Kos und Symi: Die Regionalverwaltung der Südägäis hat beschlossen, Eintrittsgebühren von Besuchern zu erheben – und dafür einen entsprechenden Antrag bei der [1][Regierung in Athen] gestellt. Diese prüft ihn nun. Darüber berichtete zuerst die Athener Tageszeitung [2][Kathimerini]. Die insgesamt 34 Gemeinden haben den Beschluss einstimmig gefasst. Die Region zählt neben Attika, Kreta, den Ionischen Inseln und der Halbinsel Chalkidiki zu den fünf touristischen Top-Regionen in Griechenland.

Die Inseln werden [3][in der Saison von Zigtausenden Menschen besucht], die nicht übernachten und daher auch keine Kurtaxe zahlen. Sie hinterlassen wachsende Müllberge und verschärfen die akute Wasserknappheit. Zugleich treiben sie die Kosten für die [4][lokale Infrastruktur] in die Höhe.

Die Initiative der Inselgemeinden gestartet hatte der Bürgermeister von Symi, Eleftherios Papakalodoukas. Die Kleininsel zählt täglich etwa 1.000 bis 5.000 Kurzbesuche. Papakalodoukas sagte Kathimerini, es sei „unser Ziel, die lokalen Einwohner nicht weiter mit den Kosten zu belasten, die für die Versorgung der mehr als 300.000 Tagesgäste pro Jahr auf der Insel anfallen“. Dazu gehöre etwa die Anschaffung von zusätzlichen Müllwagen, die dann auch mehr Kraftstoff verbrauchten.

Die Idee mit der Eintrittsgebühr findet auch auf anderen Inseln Anklang. Auch die Gemeinden Paxos und Ithaka im Ionischen Meer könnten mitmachen. Der Bürgermeister von Paxos, Spyros Vlachopoulos, erklärte, er wolle einen Beschluss im Gemeinderat fassen, sobald Athen signalisiere, die Gebühren zu genehmigen.

Bereits seit 2018 „Schlafsteuer“

Europaweit haben sich sogenannte Sustainable Tourism Taxes (Nachhaltige Tourismussteuern) etabliert. In Griechenland gibt es bereits seit 2018 eine [5][Klimawandelsteuer] für Hotelgäste und Kurzzeitmieter, die hier „Schlafsteuer“ genannt wird. Sie stieg von ursprünglich 50 Cent Anfang des Jahres auf bis zu 18 Euro und geht direkt an den Staat.

Auch für Kreuzfahrtpassagiere, die in einem griechischen Hafen aussteigen, ist eine teils happige Sondergebühr zu entrichten. Die Faustregel lautet: In der Hochsaison ist sie höher, bei Top-Destinationen für Kreuzfahrer wie Mykonos und Santorini muss man besonders tief in die Tasche greifen – in der Hochsaison sind es 20 Euro pro Person. Das soll Einnahmen von rund 50 Millionen Euro in die hellenische Staatskasse spülen.

Der Haken daran: Für Tagesausflügler von anderen Inseln und vom Festland fehlt bisher jedoch jede Regelung. Genau das wollen die 34 Gemeinden der Südägäis jetzt ändern. Santorinis Bürgermeister Nikos Zorzos geht noch einen Schritt weiter: Er fordert, die Zahl der Tagesgäste auf der weltberühmten Vulkaninsel auf täglich höchstens 8.000 Personen zu begrenzen.

22 Oct 2025

LINKS

[1] /Griechische-Tourismusministerin/!6035365
[2] https://www.kathimerini.gr/
[3] /Umweltschutz-in-Griechenland/!6107757
[4] /Digitale-Urlaubsplanung-/!6089046
[5] /Athen-will-Uebernachtungen-besteuern/!5970657

AUTOREN

Ferry Batzoglou

TAGS

Tourismus
Reiseland Griechenland
Griechenland
GNS
Massentourismus
Tourismus
Massentourismus
Kolumne Zukunft
Massentourismus

ARTIKEL ZUM THEMA

Folgen von Massentourismus in Finnland: Zwischen Rentieren und Wohnungsnot

Die nordfinnische Stadt Rovaniemi boomt dank Santa Claus. Doch für viele Einheimische wird der Wohnraum knapp und der Alltag im Touristentrubel enger.

Übertourismus in Spanien: Urlaub oder Leben?

Spanien lebt vom Tourismus, aber er erschwert das Leben der Einheimischen in Städten und Küstengebieten. Ihre Interessen sollten im Fokus stehen.

Massentourismus in Norwegen: Kreuzfahrtschiffe am Aurlandsfjord

Vor gut 30 Jahren verkaufte unsere Autorin Souvenirs im norwegischen Flåm. Heute will sie herausfinden, was der Tourismus mit dem Ort gemacht hat.

Massentourismus der Zukunft: Bloß nicht dahin, wo's schön ist

Je pittoresker, desto voller – das gilt auch für die Urlaubsorte der Zukunft. Unsere Kolumnistin träumt von lizenzierten Urlaubsverderbern.

Kreuzfahrtgebühr in Griechenland: 10 Euro für Santorin-Visite

Wer als Kreuzfahrtpassagier auf der griechischen Insel Santorin von Bord geht, wird schon bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Venedig lässt grüßen.