taz.de -- Höhere Zölle auf Stahl: Brüssel will Trump nachahmen

Die Europäische Kommission stellt Zölle auf Stahleinfuhren in Aussicht. Damit soll die hiesige Industrie vor chinesischer Konkurrenz geschützt werden.
Bild: Ein Stahlrohr wird in der Wärmebehandlungsanlage der Zhejiang Minghe Steel Pipe Co. in Huzhou, China, gebrannt, am 28.20.2025

Brüssel afp | Die Europäische Kommission will die EU-Zölle auf Stahl nach Aussagen des Industriekommissars Stéphane Séjourné deutlich ausweiten. Séjourné habe bei einer Veranstaltung mit Vertretern der Stahlindustrie und Gewerkschaften am Mittwoch in Brüssel versprochen, die zollfreie Einfuhrmenge „nahezu zu halbieren“, sagten Teilnehmer der Nachrichtenagentur afp. Die EU-Kommission will die europäische Stahlindustrie so [1][vor der billigeren Konkurrenz aus China schützen].

Stahlimporte in die EU sind bis zu einer bestimmten Menge pro Jahr zollfrei. Überschreitet die Einfuhrmenge die Obergrenze, wird bislang ein Zoll von 25 Prozent fällig. Diese Obergrenze soll nun sinken und der Aufschlag außerdem deutlich steigen: Die EU-Kommission wolle ihre Zölle „in ähnlichem Umfang erhöhen, wie es unsere amerikanischen und kanadischen Handelspartner getan haben“, sagte Séjourné den Angaben zufolge. US-Präsident Donald Trump hat Stahlzölle in Höhe von 50 Prozent eingeführt. Auch Kanada hatte seine Zölle im Sommer erhöht.

Die neuen Maßnahmen sollen demnach „nicht vorübergehend“ sein. Die EU glaube weiterhin an [2][einen regelbasierten internationalen Handel], erklärte Séjourné den Angaben zufolge. Sie werde sich aber „nicht als Einzige Grundsätze auflegen, an die sich andere nicht mehr halten“. Die EU lehne „Dumping-Preise ab, die durch massive Subventionen ermöglicht werden“.

Die EU wirft China seit Langem vor, seiner Stahlindustrie mit staatlichen Hilfen einen unfairen Vorteil zu verschaffen und dafür zu sorgen, dass weltweit zu viel Stahl auf dem Markt ist. Zahlen des Weltstahlverbands zufolge produzierte China im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Millionen Tonnen und damit mehr als die Hälfte des Stahls weltweit. Zum Vergleich: Die deutsche Industrie kam auf rund 37 Millionen Tonnen Stahl.

Die europäischen Hersteller betonen, sie litten unter hohen Energiepreisen. Außerdem sind sie [3][von den US-Zöllen betroffen]. Die Kommission will ihre neuen Pläne voraussichtlich am kommenden Dienstag veröffentlichen. Im Anschluss müssten die 27 EU-Länder den neuen Einschränkungen zustimmen.

1 Oct 2025

LINKS

[1] /Gruener-Stahl/!6112208
[2] /Vorlaeufiges-Ende-des-Zollstreits/!6099333
[3] /FAQ-zum-Deal-zwischen-Trump-und-der-EU/!6101597

TAGS

Stahlindustrie
EU
Europäische Kommission
Zölle
China
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Zoll

ARTIKEL ZUM THEMA

Dekarbonisierung der Industrie: Stahlkonzern Salzgitter bremst klimafreundlichen Umbau

Das Unternehmen verschiebt Schritte in seinem Projekt für CO2-armen Stahl nach hinten. Die ganze Branche hat Probleme dabei, ökologischer zu werden.

„Grüner“ Stahl: Werke unter Druck aus China

Ein chinesisches Unternehmen hat Stahl mit Erdgas und Wasserstoff gefertigt. Das setzt hiesige Hersteller unter Zugzwang.

US-Gericht erklärt Zölle für unzulässig: Rückschlag für Trumps Zollpolitik

Ein US-Gericht erklärt Trumps Zölle für unzulässig. Er hofft nun auf den Supreme Court. Scheitert Trump, droht den USA eine Haushaltskrise.