taz.de -- In Ungarn inhaftierte Aktivist*in: Vater von Maja T. beginnt Hunger-Protestmarsch nach Budapest

Gerade erst beendete Maja T. in Ungarn einen Hungerstreik, nun läuft Vater Wolfram Jarosch mit einem Hunger-Protestmarsch von Dresden nach Budapest.
Bild: Zuletzt protestierte Wolfram Jarosch (vorne links) noch in Berlin für sein Kind Maja. Nun macht er sich auf den Weg nach Budapest

BERLIN taz | Erst am Montag beendete die [1][Thüringer Antifaschist*in Maja T. ihren Hungerstreik in ungarischer Haft], nach 40 Tagen. Nun setzt T.s [2][Vater Wolfram Jarosch] diesen Protest fort: Am Mittwochmorgen begann er einen Protestmarsch von Dresden nach Budapest, 800 Kilometer lang – auf dem er ebenfalls keine feste Nahrung zu sich nehmen will.

Jarosch startete seinen Marsch am frühen Morgen an der JVA Dresden, wo Maja T. bis zur [3][Auslieferung nach Ungarn im Juni 2024 in Haft saß]. Zielpunkt ist das Stadtgefängnis von Budapest, [4][in dem Maja T. zuletzt inhaftiert war] – bis die nonbinäre Aktivist*in wegen des Hungerstreiks in ein [5][Haftkrankenhaus nahe der ungarisch-rumänischen Grenze verlegt wurde].

„Ich fordere den deutschen Außenminister Herrn Wadephuhl und Ungarns Präsidenten Sulyok Tamás auf, Majas Isolationshaft zu beenden und eine sofortige Rücküberstellung nach Deutschland zu ermöglichen“, erklärte Jarosch seinen Protest. „Mein Kind Maja ist vor gut einem Jahr rechtswidrig von Dresden nach Budapest ausgeliefert worden.“ Seitdem sitze Maja „unter entwürdigenden Bedingungen in Isolationshaft und ist einer Art politischem Schauprozess mit völlig unverhältnismäßiger Strafandrohung bis zu 24 Jahren ausgesetzt“.

Jarosch kündigte an, auf dem Weg täglich nur je 250 Milliliter Gemüsesaft und Gemüsebrühe zu sich nehmen zu werden sowie 250 Milliliter Milch und 30 Gramm Honig, um die Vitamin- und Mineralstoffversorgung sicherzustellen. Seine Frau Tatjana Jarosch werde ihn auf dem Fahrrad begleiten.

Wadephul schickt Delegation nach Ungarn

Erst vor anderthalb Wochen hatte Jarosch einen Protestmarsch beendet: von Jena, der Heimatstadt von Maja T., nach Berlin zum Auswärtigen Amt. [6][Dem Ministerium hatte der 54-Jährige eine Petition mit gut 100.000 Unterschriften übergeben], die ebenso eine Rückholung von Maja T. nach Deutschland einfordert.

Auch Maja T. hatte den eigenen Hungerstreik begonnen, um bessere Haftbedingungen und eine Rückführung nach Deutschland zu erreichen. Am Montag hatte T. [7][den Protest dann beendet], nachdem der Gesundheitszustand immer kritischer wurde und ungarische Ärzte eine Zwangsernährung und Implantation eines Herzschrittmachers in Aussicht stellten.

Jarosch sagte der taz, Maja habe inzwischen langsam wieder angefangen zu essen und dies auch vertragen. Nach längerem Hungern oder Fasten kann es durchaus zu Komplikationen kommen. Maja T. befindet sich vorerst weiter im Haftkrankenhaus.

Auch ein Grund für das Ende des Hungerstreiks war die Ankündigung von Außenminister Johann Wadephul (CDU), dass eine Delegation des Auswärtigen Amts nach Ungarn reisen werde, um sich für bessere Haftbedingungen für Maja T. einzusetzen. Zu Details und möglichen Ergebnissen der Reise äußerte sich das Auswärtige Amt bisher nicht. Wadephul hatte zuletzt aber auch betont, dass Ungarn ein Interesse an einer eigenen Strafverfolgung bekräftigt habe. Zudem gehe es um „schwerste Vorwürfe“, die für Maja T. auch in Deutschland zu einem Strafverfahren führen würden.

Jarosch begrüßte die Ungarn-Reise des Auswärtigen Amts, betonte aber auch, dass sich an der Situation von Maja auch nach Ende des Hungerstreiks bisher nichts verändert habe.

Maja T. wird vorgeworfen, mit anderen Linken im Februar 2023 in Budapest [8][mehrere Rechtsextreme schwer angegriffen zu haben], am Rande des europaweiten Szeneaufmarschs „Tag der Ehre“. Die Auslieferung von T. nach Ungarn hatte das Bundesverfassungsgericht nachträglich für rechtswidrig erklärt. [9][Seit Februar läuft nun in Budapest ein Prozess gegen Maja T.], es drohen dort bis zu 24 Jahre Haft. Derzeit befindet sich der Prozess in einer Sommerpause und wird erst Mitte September fortgesetzt.

16 Jul 2025

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AUTOREN

Konrad Litschko

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