taz.de -- Unruhen auf Kuba: Studentenproteste gegen neue Mobilfunktarife
Öffentliche Proteste in Kuba sind selten. Doch jetzt wüten Student:innen wegen der massiven Telefonpreiserhöhungen des staatliche Monopolisten.
Berlin taz | [1][Versammlungen], öffentliche Stellungnahmen und unbefristete Streiks: So etwas hat es an kubanischen Universitäten seit der Revolution von 1959 noch nicht gegeben. Anfang Juni war es aber soweit. Der Auslöser: ein neues Tarifmodell des staatlichen Telekommunikationsanbieters [2][Etecsa], das am 30. Mai angekündigt worden war.
Es greift denen tief in die Tasche, die viel online sind, Filme über das Mobiltelefon konsumieren oder Daten herunterladen. Das trifft überproportional stark auf Student:innen zu tun. Eine heißt Tania Kirenia. Sie ist 21 Jahre alt und Medizinstudentin aus Havanna und schaut liebend gern online Filme über Netflix. Dafür hat sie von ihrem Vater einen Etat von 1.500 Peso cubano, nach offiziellem Umrechnungskurs rund zwölf US-Dollar, erhalten.
Doch der reicht nach den Preiserhöhungen durch das kubanische [3][Monopolunternehmen] nicht mehr aus. Seit dem 1. Juni gilt der Grundtarif von 360 Peso cubano, laut offiziellem Wechselkurs rund drei US-Dollar. Dafür erhält die Kundin 6 Gigabyte Datenvolumen. Bei vielen Usern sind die schnell weg. Durchschnittlich verbrauchen laut offiziellen Daten Nutzer:innen zehn Gigabyte im Monat.
Nach den ersten sechs Gigabyte wird es nun richtig teurer. Die Kosten für die zusätzlichen Angebote, die auf offiziellen Kanälen wie Cubadebate vorgestellt wurden, kosten teilweise mehr als ein Durchschnittseinkommen von etwa 6.000 Pesos cubano. Zusätzliche drei Gigabyte kosten 3.360, für sieben Gigabyte müssen 6.720 bezahlt werden und für 15 Gigabyte verlangt die Etecsa astronomische 11.760 Pesos cubano.
Polizeieinheiten auf dem Campus
Die vom kubanischen Monopolunternehmen aufgerufenen Preise hätten keinerlei Bezug zu den kubanischen [4][Lebenshaltungskosten], kritisieren nicht nur Ökonomen wie Omar Everleny Pérez sondern auch Künstler und Intellektuelle.
In Holguín ganz im Osten der Insel kursierte ein offener Brief, unterzeichnet von einer ganzen Reihe von Intellektuellen, die sich mit den Protesten an 21 Universitäten des Landes solidarisierten. Dort wurden kritische Erklärungen verlesen und teilweise gestreikt. Daraufhin tauchten nicht nur in Santa Clara im Zentrum der Insel Polizeieinheiten auf dem Campus auf.
Allerdings hat der staatliche Konzern auch nachgebessert: Student:innen dürfen jetzt zwei Pakete á 6 Gigabyte zum Preis von 720 Peso cubano, nach offiziellem Währungskurs sechs US-Dollar, erwerben. Das Angebot wurde von vielen Student:innen zwar als unzureichend zurückgewiesen, aber mittlerweile ebben die Proteste ab. Nicht nur den Student:innen ist klar, dass die massiven Preiserhöhungen mit staatlicher Billigung erfolgen, weil mit ausbleibenden Tourismus die Einnahmen schmilzen.
14 Jun 2025
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