taz.de -- Bergsturz in der Schweiz: Klimakatastrophe? Egal
Die Erderhitzung mag beim Bergsturz in der Schweiz nur eine kleine Rolle gespielt haben. Teil der Klimakrise ist die Katastrophe trotzdem.
Der [1][Bergsturz im schweizerischen Lötschental] war eine Umweltkatastrophe, wie es sie schon immer gegeben hat. Gestein verwittert und reißt über Jahrhunderte. Vielleicht hat auch der Klimawandel eine Rolle gespielt: weil Permafrost, Gletscher und Schnee schmelzen.
Aber in einer Welt, in der die Erderhitzung immer mehr Katastrophen verursacht, häufiger und heftiger denn je, müssen wir nicht erst ausrechnen, wie viel wahrscheinlicher eine Naturkatastrophe aufgrund des Klimawandels geworden ist, um Klimaschutz zu fordern. Denn klar ist: Unsere Welt wird tödlicher und teurer.
Zu [2][jeder Katastrophe], die auch ohne Erderhitzung eingetreten wäre, kommen neue dazu, die durch das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle, durch die Rodung von Wäldern und die Trockenlegung von Mooren erst wahrscheinlich werden. Auch Katastrophen, die keine direkte physikalische Verbindung zur Erderhitzung haben, werden dadurch Teil der Klimakrise.
Es fällt leicht zu vergessen, dass Katastrophenschutz Arbeit ist und Ressourcen verschlingt, genauso wie das Auspumpen von Kellern nach Überschwemmungen oder das Löschen von Waldbränden. Häufen sich diese Ereignisse, muss mehr Geld, Material und Personal in Feuerwehr und Co gesteckt werden.
Mehr Bagger müssen Verwüstungen aufräumen. Das sind Bagger und Bauarbeiter, die keine Schienen legen oder Chipfabriken errichten können. Das Geld, das in neue Satelliten zur Überwachung von Berghängen oder Megagewittern fließt, fehlt woanders. Und fließt es nicht, werden Menschen später gewarnt, können sich schlechter vorbereiten, [3][verlieren ihr Hab und Gut], sterben.
Der Begriff Klimaanpassung klingt nach ein bisschen kühlendem Stadtgrün und etwas höheren Deichen, dabei ist sie eine [4][monströse Aufgabe], deren Ausmaß wir nicht einmal kennen: Wir stoßen weiterhin CO2 aus, die [5][Erde erhitzt sich weiterhin].
Passen wir uns an eine Welt an, die 1,5 oder 2 oder 3 Grad heißer ist? Der Unterschied misst Hunderte Milliarden Euro und Millionen Menschenleben.
1 Jun 2025
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