taz.de -- Studie des Umweltbundesamts: Etwas weniger Problembewusstsein
Das Umweltbundesamt hat Bürger:innen zu ihren Einstellungen befragen lassen. Umwelt- und Klimaschutz bleiben trotz anderer Krisen für viele wichtig.
Berlin taz | Angesichts von Kriegen und neuer Krisen halten zwar weniger Menschen Umwelt- und Klimaschutz für vorrangig. Aber weiterhin räumt eine Mehrheit der Bürger:innen diesem Thema Priorität ein. Zu diesem Ergebnis kommt [1][eine Studie des Umweltbundesamts (UBA)]. Danach bewerten 54 Prozent der Befragten Umwelt- und Klimaschutz als „sehr wichtig“, weiter 34 Prozent als „eher wichtig“. 2022 hatten noch 57 Prozent diese Politikfelder für „sehr wichtig“ erklärt, 2020 sogar 65 Prozent. Für die Studie hat das UBA zwischen dem 4. September und 14. November 2024 eine repräsentative Befragung unter 2.552 Bürger:innen über 18 Jahren durchführen lassen – also zurzeit der Ampelregierung und ihres Scheiterns. Die Befragung wird seit 1996 alle zwei Jahre wiederholt.
Unterschiede gibt es nach Region und Alter. So finden im Osten 46 Prozent Umwelt- und Klimaschutz „sehr wichtig“, im Westen 55 Prozent. Während bei den über 65-Jährigen 63 Prozent Umwelt- und Klimaschutz eine hohe Priorität einräumen, sind es bei den 18- bis 29-Jährigen 44 Prozent. Allerdings hat sich die Alterszusammensetzung der Befragten verändert. In den Vorjahren wurden auch Jugendliche ab 14 Jahren befragt.
Leicht gestiegen ist das Problembewusstsein in Bezug auf Plastikmüll, [2][Artensterben] und dem Schutz von Wäldern und Mooren. Vier Fünftel der Befragten halten die Reduzierung von Plastikmüll und mehr als zwei Drittel die Förderung der Kreislaufwirtschaft für „sehr wichtig“. 61 Prozent sehen das auch für den Schutz von Wäldern und Mooren so.
„Wir haben eine Anhäufung vieler Krisen, gegen die sich der Umwelt- und Klimaschutz behaupten muss“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner bei der Präsentation der Studie am Montag. Zu den Themen mit einem höheren Stellenwert gehören der Zustand des Gesundheit- und Bildungssystems, Kriminalität, soziale Gerechtigkeit, Krieg und Terrorismus sowie [3][die wirtschaftliche Entwicklung]. Das Thema Migration wird als weniger wichtig angesehen als der Umwelt- und Klimaschutz.
UBA fordert Klimageld
Nach Messners Überzeugung hängt die Zustimmung für Umwelt- und Klimaschutz auch davon ab, ob soziale Folgen von Maßnahmen gedämpft werden, etwa bei steigenden Energiepreisen. „Dem müssen wir uns mehr widmen“, betonte er. Das UBA fordert deshalb ein sozial gestaffeltes Klimageld. Die Ampel-Regierung hatte ein Klimageld versprochen, aber nicht eingeführt.
Ein schlechtes Zeugnis stellen die Befragten denen aus, die über Umwelt- und Klimaschutz entscheiden. Nur 28 Prozent sind der Auffassung, dass die Bundesregierung – zum Zeitpunkt der Befragung die Ampel – „genug“ oder „eher genug“ für den Umwelt- und Klimaschutz unternimmt. Zwei Jahre vorher sagten das 30 Prozent. Im Vergleich zu 2022 aufgeholt haben die Städte und Gemeinden. 35 Prozent sind der Meinung, dass die Kommunen genug tun, ein Zuwachs von 8 Prozentpunkten.
12 May 2025
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