taz.de -- Nordkoreanische Soldaten in der Ukraine: Sorgfältig orchestriert

Nordkorea bestätigt offiziell eine Beteiligung am Ukrainekrieg. Der Zeitpunkt ist kein Zufall und belegt die Achse zu Putin.
Bild: Ein offizielles ukrainisches Foto zeigt einen gefangengenommenen nordkoreanischen Soldaten im Januar 2025

Als Kim Jong Un am Montagmorgen den „heroischen Einsatz“ seiner Soldaten in Kursk anpries, sagte er der Welt nichts Neues. Dass [1][Nordkorea bis zu 14.000 Soldaten zur russischen Unterstützung im Ukrainekrieg entsandt] hatte, war schließlich bestens dokumentiert – durch Geheimdienstinformationen, Videoaufnahmen, ja sogar Kriegsgefangenenberichte.

Dennoch sollte man genau hinhören, wenn [2][das Regime in Pjöngjang nun erstmals offiziell seine Beteiligung am russischen Angriffskrieg bestätigt]. Bisher behandelte Kim den Einsatz seiner Truppen schließlich wie ein streng gehütetes Staatsgeheimnis. Denn neben dem Nutzen, den sich Pjöngjang von der Militärkooperation mit Moskau versprach – Geldlieferungen, Militärtechnologie, Sicherheitsgarantien – stellte sie vor allem auch ein gehöriges Risiko dar.

Dass Nordkoreaner in einem Tausende Kilometer entferntem Krieg für ein anderes Land sterben, ja dort als Kanonenfutter verheizt werden, birgt selbst für das totalitäre Nordkorea eine gehörige Menge sozialen Sprengstoff. Dementsprechend blieb das Thema bislang tabu. Nun jedoch, da die „Befreiung der Region Kursk erfolgreich abgeschlossen wurde“, wie es von der nordkoreanischen Militärführung zynisch heißt, geht sie den Schritt an die Öffentlichkeit.

Das ist natürlich kein Zufall, sondern eine sorgfältig orchestrierte Propaganda-Aktion: Kurz zuvor hatte auch die russische Militärführung erstmals die nordkoreanischen Soldaten offiziell erwähnt. Und nur wenige Stunden nach der offiziellen Meldung aus Nordkorea dankte auch Präsident Wladimir Putin den Soldaten aus Fernost für ihren Einsatz: „Wir werden für immer die Helden ehren, die ihr Leben für Russland und unsere gemeinsame Freiheit gaben und Seite an Seite mit ihren russischen Waffenbrüdern kämpften.“

In Südkorea weiß man zwischen den Zeilen zu lesen – und deutet die Signale als Vorspiel für ein baldiges Gipfeltreffen zwischen den zwei Staatsoberhäuptern. Kim Jong Un könne schon bald nach Moskau reisen, um dort auf Putin zu treffen, heißt es.

28 Apr 2025

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[1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6072419
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/nordkorea-truppen-russland-100.html

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Fabian Kretschmer

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