taz.de -- Freund*innenschaft: „Wir sind beide echt gerne füreinander da“
Paula und Mai kennen sich ewig von der Schule, aber beste Freundinnen sind sie erst jetzt geworden. Weil sie anders, „komisch“ sind? Ein Gespräch.
Mai: Ich fand schon immer, dass Paula irgendwie cool aussieht, weil sie nicht so bauchfreie Sachen trägt, wie alle anderen das machen.
Paula: Ich habe immer viele schwarze Sachen getragen.
Mai: Und ich mochte auch gleich an dir, dass du ruhiger bist als die anderen, dich nicht so in Szene setzen musst.
Paula: Manchmal gibt’s Menschen, mit denen man sich einfach versteht. Mit dir konnte man sich einfach gut unterhalten.
Mai: Paula ist so nett. Ich mag nette Leute. Ich mag die ganzen coolen Leute an unserer Schule nicht.
Paula: Ich auch nicht.
Mai: Und wir sind beide ein bisschen komisch.
Paula: Für andere Leute, ja! Da kommt man in seinem Komischsein gut zusammen.
Mai: Also ich war [1][Mobbingopfer], ganz extrem. Ich habe deswegen sogar die Klasse gewechselt. Ich denke ein bisschen anders, ich benehme mich ein bisschen anders, und ich ziehe mich sehr anders an als andere Leute in meinem Alter.
Paula: Am Gymnasium sind die Leute einfach nicht nett. Die interessieren sich nur für Style und teilweise für gute Noten, aber das war’s.
Mai: Die sind alle irgendwie gleich, so Kopien voneinander, alle mit blonden Haaren, bauchfreien T-Shirts, hellblauen Jeans, die weit sind, gleiches Make-up …
Paula: Hast du die ganzen Jungs mit ihren Wasserrutschenfrisuren gesehen?
Mai: Und dann die Hoodies mit den weiten Jeans dazu. So Gruppentiere. Ich hab auch ein Problem mit den Mädchen, die so zusammenstehen, und alles, was sie machen, ist andere Leute fertigmachen.
Paula: [2][Bodyshaming], das geht gar nicht …
Mai: Deswegen haben wir uns gefunden.
Paula: Coolsein, das ist ja auch, was man draus macht. Aber in der Schule gibt es so ’ne Hierarchie. Da sind die cool, die sich gut darstellen und immer ’ne schlagfertige Antwort parat haben, aber das ist hauptsächlich ’ne Performance, ’ne Maske …
Mai: Sie stellen sich über andere, dadurch werden die zu diesen coolen Leuten, weil jeder Angst hat, sich mit ihnen anzulegen. Das ist ein riesiges Netz an Leuten, die alle Angst haben, sich miteinander anzulegen.
Paula: Wenn ich mich selbst als komisch bezeichne, dann meine ich damit gar nicht, dass ich schlecht komisch bin, sondern einfach nur anders als die anderen.
Mai: Ich finde es wichtig, Schwäche zeigen zu können. Ich bin schon durch ziemlich viele schlimme Dinge durchgegangen. Ich mag es, andere zu beschützen, für sie die Person zu sein, die ich nie hatte.
Paula: Weißt du, ich glaube, ich bin auch so eine Person, die gern für andere da ist. Dann können wir das gegenseitig füreinander sein.
7 Mar 2025
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