taz.de -- Stellenstreichungen bei der Commerzbank: Hohe Dividende gegen Unicredit
Die Commerzbank streicht massiv Stellen. Es ist die übliche Fantasielosigkeit, um profitabler zu sein – und sich gegen eine Übernahme zu wehren.
Auch die Commerzbank hat das Rad nicht neu erfunden. Dass sie sich für ihre Aktionär*innen aufhübscht, indem sie insbesondere beim Personal die Kosten senken will [1][und einen Abbau von 3.900 Jobs, davon allein 3.300 in Deutschland], ankündigt, ist alles andere als innovativ. Die Rückendeckung der Bundesregierung wird das Management wohl trotzdem haben.
Mangelnde Profitabilität ist nicht der Grund für das Kürzungsprogramm. Im Gegenteil: Vergangenes Jahr erzielte die Bank einen Rekordgewinn von 2,7 Milliarden Euro. Was das Management hingegen antreibt, ist die drohende Übernahme durch Unicredit. Die italienische Bank hält mittlerweile 28 Prozent ihrer Anteile. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp macht keinen Hehl daraus, dass sie nicht geschluckt werden will. Sie will den Aktionären deswegen eine möglichst hohe Dividende auszahlen, damit nicht noch mehr auf die Idee kommen, ihre Anteile an die Unicredit zu verkaufen.
Eine nicht zu unterschätzende Anteilseignerin ist die Bundesregierung. Sie besitzt noch rund 12 Prozent, nachdem sie die Commerzbank während der Finanzkrise Ende 2008 mit Steuergeld gerettet hatte. Und die Bundesregierung hat auch kein Interesse daran, dass [2][die Commerzbank von der Unicredit geschluckt wird]. Kanzler Olaf Scholz sprach in diesem Rahmen bereits von einer „unfreundlichen Attacke“. Schließlich ist die Commerzbank nicht nur Deutschlands zweitgrößte Bank. Sie ist vor allem auch der wichtigste Finanzier des deutschen Mittelstands und deswegen von strategischer Bedeutung für die Wirtschaft.
Immerhin verspricht Bettina Orlopp, dass der Stellenabbau „sozialverträglich“ ablaufen soll. Sie setzt auf altersbedingte Abgänge in den Ruhestand statt auf Massenentlassungen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zum Kostensparen so manche Tätigkeit ins Ausland, nach Osteuropa oder Asien, ausgelagert werden soll, also dahin, wo die Arbeit billig ist. Als ob Lohndrückerei die einzige Möglichkeit wäre, die Profitabilität zu steigern. Es wäre schön, wenn den Manager*innen mal etwas Neues einfallen würde.
13 Feb 2025
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Kanzler Merz spricht sich erneut gegen den Plan der italienischen Unicredit aus, das Geldhaus zu übernehmen. Das unfreundliche Vorgehen sei unakzeptabel.
Beschäftigte und Vorstandschefin der Commerzbank werben auf dem Aktionärstreffen für die Unabhängigkeit des Geldhauses. Drinnen und draußen.
Bei der Post läuft es nicht rund. Der Tarifabschluss habe „den Kostendruck erhöht“, sagt der Konzernchef. Dividenden bleiben aber stabil.
Die Commerzbank will etwa 3.900 Vollzeitstellen abbauen. Hintergrund ist der Übernahmeversuch durch die italienische Unicredit.
Das Kreditinstitut will Insidern zufolge Tausende Stellen streichen. Das könnte Kosten senken und Stärke demonstrieren gegen Übernahmeversuche.
Angesichts einer drohenden Übernahme durch die Unicredit ist die Commerzbank unter Druck. Nun wird die Konzernspitze neu besetzt.