taz.de -- Verbot von DeepSeek in Südkorea: China bleibt ein Datenleck

Die KI DeepSeek wird in Südkorea verboten. Denn die Zugriffsmöglichkeiten der chinesischen Regierung machen persönliche Daten auf Apps unsicher.
Bild: Erst mal Hände weg von Deepseek in Südkorea

Südkoreas Datenschutzbehörde will die chinesische KI DeepSeek verbieten, um die Rechte der heimischen User zu wahren. Voraussichtlich handelt es sich nur um eine vorübergehende Suspendierung: Das Start-up arbeitet bereits mit den südkoreanischen Behörden zusammen, um den Chatbot an die dortigen Gesetze anzupassen. Sollten alle Bedenken aus dem Weg geräumt werden, wird die App wieder in Betrieb genommen. Doch damit ist die Causa keineswegs beendet.

Denn sie weist auf ein ganz grundsätzliches Problem hin: Wie liberale Demokratien mit digitalen Plattformen aus der Volksrepublik China umgehen sollen. Kritiker mögen einwenden, das besondere Augenmerk auf chinesische Apps sei scheinheilig. Das Argument, das sie stets anführen: Die Tech-Firmen aus dem Silicon Valley würden unsere Privatsphäre doch genauso missachten. Was für einen Unterschied mache es, ob uns US-amerikanische oder chinesische Plattformen ausspionierten?

Tatsächlich ist dies ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Denn im Ein-Parteien-Staat China kann die Regierung – sobald es die nationale Sicherheit betrifft – auf sämtliche Daten aller Privatunternehmen zugreifen. Es gibt keinen Rechtsstaat, der die [1][Interessen der Firmen] schützt. [2][DeepSeek], Bytedance (das Mutter-Unternehmen von Tiktok) oder Huawei können noch so oft beteuern, dass sie niemals Nutzerdaten aus dem Ausland an den chinesischen Staat weiterleiten würden: Solange die Daten in China gespeichert werden, hat die Kommunistische Partei im Ernstfall Zugriffsmöglichkeiten.

Missachtet [3][Facebook] europäische Datenschutzgesetze, ist dies ärgerlich und sollte mit der nötigen Härte des Rechtsstaats geahndet werden. Doch gelangen sensible Nutzerdaten nach China, ist dies potenziell ein Problem der nationalen Sicherheit. Eine bedenkenlose Nutzung chinesischer Dienste kann es nur geben, wenn die Anbieter technische Lösungen bereitstellen, die einen Abfluss der Daten auf chinesische Server unmöglich machen. Denn im Umgang mit dem chinesischen Staat ist Vertrauen wenig wert, Kontrolle dafür umso mehr.

17 Feb 2025

LINKS

[1] /Xi-trifft-Konzernchefs/!6070520
[2] /Kuenstliche-Intelligenz/!6065865
[3] /BGH-Urteil-zu-Facebook/!6050668

AUTOREN

Fabian Kretschmer

TAGS

Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Deepseek
China
Südkorea
Social-Auswahl
Südkorea
Südkorea
Datenleak
China
China
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
China

ARTIKEL ZUM THEMA

Präsidentschaftswahl in Südkorea: Allianzen und Feindbilder

Die große Nähe Südkoreas zu den USA stellt beide Kandidaten vor Herausforderungen. Denn es geht auch um die Frage: Wie sehr an China annähern?

Wahlen in Südkorea: Garantiert gespalten

In Südkorea wird am Dienstag ein neuer Präsident gewählt. Den beiden aussichtsreichsten Kandidaten ist nur eines gemein: Sie polarisieren.

Genetik-Datenleak in den USA: Die Geschichte eines digitalen Super-GAUs und seiner Folgen

Das Ahnenforschungsportal 23andMe wollte die großen Rätsel der Menschheit lösen. Doch nach einem Hack landeten viele hochsensible Daten im Darknet.

Chinas Technologiepläne: Roboter gegen die Angst vor dem Abschwung

China will bei humanoiden Robotern die Technologieführerschaft erreichen. Die Maschinen sollen auch ein Demografieproblem des Landes lösen.

Xi trifft Konzernchefs: Wirtschaftsgipfel mit chinesischen Eigenschaften

Jahrelang waren sich Chinas Regierung und die Großunternehmer des Landes nicht grün. Warum sucht der Staatspräsident nun die Nähe zur Wirtschaft?

Künstliche Intelligenz: Wie viel Regulierung ist sinnvoll?

Die Welt ringt um ihren Umgang mit KI-Technologien. Auf einem Gipfel in Paris, zeigte sich, wo es in Europa damit hingeht.

Der KI-Entwickler Liang Wenfeng: Chinesischer Nerd fordert das Silicon Valley heraus

Panik an den US-Börsen: In China schafft ein Start-up mit wenigen Ressourcen eine Super-KI-Software. Doch der Aufstieg birgt auch Gefahren.