taz.de -- Lebensstandard von Geflüchteten: Die Söder-Statistik

Wie kommt Markus Söder zu seiner Einschätzung des Lebensstandards von Geflüchteten in Deutschland? Ganz einfach: Indem er vor Ort nachschaut.
Bild: Ach wäre es doch nicht Realität sondern nur ein Traum: Markus Söder-Selbstinszenierung am 29.7.2024 in einem Münchner Dönerladen

Als ich nach Hause komme, sehe ich meine Frau in der Küche irgendetwas brutzeln. Ein riesengroßes, blutiges Fleischstück liegt dick und fett in der Pfanne. „Eminanim, was ist denn das? Das ist doch niemals mein geliebtes Köfte“, rufe ich neugierig. „Nein. Das ist ein leckeres Schweineschnitzel“, antwortet sie – mit Dreitagebart! Mit Dreitagebart?!

„Du bist niemals Eminanim. So hässlich ist meine Frau auch wieder nicht“, brülle ich schockiert. „Nein. Ich bin nicht deine Eminanim. Ich bin Markus. Genauer gesagt: Markus Thomas Theodor Söder! Aber wir sind trotzdem verheiratet“, meint er locker und wendet das riesige Fleischstück.

„Ist denn Zwangsheirat in Deutschland nicht verboten? Übrigens, was machen Sie denn hier? Müssen Sie nicht irgendwelche Flüchtlinge abschieben?“

„Gutes Stichwort. Vorher will ich das süße Leben des gemeinen Flüchtlings auf Staatskosten erforschen.“

„Wie bitte? Ein Markus Söder will das Leben der Flüchtlinge erforschen? Dann bin ich beruhigt. Das kann wirklich nur ein böser Alptraum sein!“

„Nein. Genauer gesagt, die Probleme, die die Flüchtlinge unserem Land bereiten, will ich öffentlich beweisen. Jetzt sehe ich mit eigenen Augen, wie die syrischen Flüchtlinge bei uns leben: Die leben in Saus und Braus. Essen jeden Tag leckere Schweinekoteletts.“

„Die Schweinekoteletts haben Sie doch selber mitgebracht. Sehr einfühlsam, wenn man gedenkt, eine syrische Familie zu besuchen. Und was ist mit [1][Söder-Döner], womit Sie seit Monaten auf Stimmenfang sind? Außerdem bin ich Türke.“

„Ob Syrer oder Türke. Flüchtling ist Flüchtling“, meint er und zückt ein kleines Heftchen heraus und notiert: „Der Flüchtling an sich hat einen Ford-Transit und einen BMW mit Fahrer vor der Tür stehen.“

„Dieser Dienstwagen gehört mir nicht“, protestiere ich. Er macht ungerührt weiter:

„Und er hat zwei Fernseher, isst leckere Schweinekoteletts und spricht mit seinen Kindern Arabisch. Ich sag ja immer: Die Flüchtlinge wollen sich nicht integrieren!“

„Doch! Wenn die Syrer als tiefgläubige Moslems sich schon nach so kurzer Zeit blutige Schweinekoteletts reinziehen. Mehr kann man sich nicht integrieren.“

„Also, Ford-Transit, BMW mit Fahrer, zwei Fernseher, Kühlschrank, Waschmaschine, Schweinekoteletts …“

„Super! Getreu dem Motto: Vertraue keiner Statistik, die der Söder nicht selbst gefälscht hat.“

In dem Moment werde ich von meiner Frau wachgerüttelt. „Steh schon auf. Du hast doch heute Frühschicht.“ Ich springe hoch und umarme sie völlig erleichtert.

„Osman, geht’s dir nicht gut? Hast du wieder böse Alpträume gehabt?“, lacht sie.

„Nein, nein, dem gemeinen Flüchtling geht’s bei uns in Deutschland blendend“, antwortet Söder an meiner Stelle. „Zwei Autos, zwei Fernseher, isst jeden Tag leckere Schweinekoteletts und kassiert Stütze. Die genauen Ergebnisse meiner Untersuchung könnt Ihr morgen in allen Zeitungen nachlesen.“

8 Jan 2025

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AUTOREN

Osman Engin

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