taz.de -- Klimaschützer zu Wahlprogrammen: CDU/CSU und SPD fallen durch, Grüne punkten nur wenig

Mit keinem Wahlprogramm sind Umweltschützer wirklich zufrieden. Besonders enttäuscht sie die Union, aber auch die Grünen werden gerüffelt.
Bild: Ob sein Kleinflugzeug oder Eurofighter: die CDU und Friedrich Merz stehen für mehr Klimazerstörung

Berlin taz | Umweltschützer kritisieren die Wahlprogramm-Entwürfe von CDU/CSU und SPD, aber teils auch von [1][den Grünen]. „Keine Partei hat einen realistischen Plan, um die Klimakrise zu bekämpfen“, kritisiert Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland (FFF). „Während Grüne und SPD versuchen, uns Klimaschutz ohne reale Veränderung zu verkaufen, will die CDU zurück zu immer mehr Klimazerstörung.“

Dass die Union das Aus für Autos mit Verbrennungsmotoren sowie das Gebäudeenergiegesetz kippen will und gegen einen Kohleausstieg im Jahr 2030 sei, bezeichnet Reemtsma als „Rückschritt auf ganzer Linie.“ Der SPD werfen FFF Planlosigkeit vor: „Einzelmaßnahmen wie der Ausbau der Bahn oder das Bekenntnis zum Deutschlandticket sind Schritte in die richtige Richtung, greifen aber viel zu kurz.“ Das Programm erkenne nicht an, dass Klimaneutralität ohne das Ende von Kohle, Öl und Gas nicht zu erreichen sei.

FFF lobt „viele richtige Ansätze“ der Grünen: zum Beispiel ein klimaneutrales Stromsystem bis 2035 und das Klimageld, durch das alle Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen einen Großteil der Einnahmen der CO₂-Bepreisung von Gebäudewärme und Transport zurückbekommen sollen. Aber die Klimaaktivisten vermissen bei den Grünen „eine klare Absage“ an fossile Projekte, es bleibe „der Eindruck eines Kuschelkurses mit der Gaslobby.“ Klimaneutralität 2045 sei zu spät.

Grünen „mutlos“?

Greenpeace wirft der CDU/CSU vor, „mit der rückwärtsgewandten Agrarpolitik ihres Wahlprogramms“ die Versorgung mit gesunden und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln sowie die Existenzen von Bauernhöfen zu gefährden. Der Vorschlag der SPD, den Mehrwertsteuer-Satz für alle Lebensmittel um 2 Prozentpunkte zu senken, bringe nur wenig. Die Umweltorganisation fordert mehr: „Gesunde, klima- und umweltverträgliche Produkte ganz von der Mehrwertsteuer zu befreien, würde Verbraucher:innen spürbar entlasten, zu nachhaltigem Konsum anreizen und Krankheitskosten einsparen.“

„Die Grünen bleiben in ihrem Wahlprogramm weiter mutlos, wenn es darum geht, in der Landwirtschaft Klimaziele zu erreichen und das Artensterben zu stoppen“, so Greenpeace. Auf langsam sinkenden Fleischkonsum zu setzen, sei zu wenig. Denn nur mit „deutlich weniger“ Tieren in der Landwirtschaft könnten die Artenvielfalt erhalten und die Erderwärmung gebremst werden. „Doch wirkungsvolle Anreize für klimaverträgliche Lebensmittel fehlen im grünen Wahlprogramm.“

Die Umweltorganisation WWF begrüßt, dass SPD und Grüne anders als die CDU mit der Reform der Schuldenbremse und dem Deutschlandfonds konkrete Wege für die Finanzierung der Transformation aufzeigten. Die CDU dagegen hoffe, mit Steuerentlastungen die Wirtschaft anzukurbeln, sage aber nicht, wie das finanziert und wie ein sozialer Ausgleich gestaltet werden soll.

Die Union lasse den Naturschutz „überall dort zurücktreten, wo es zu Konflikten mit Landnutzenden kommen könnte“. Die SPD beschränke sich „weitgehend auf unverbindliche Naturschutzprosa“. Lediglich die Grünen würden bei der Umsetzung internationaler Verpflichtungen wie der EU-Renaturierungsverordnung und der Montrealer Weltnaturschutzkonvention konkret und nannten auch Maßnahmen zur Bereitstellung der notwendigen Flächen.

18 Dec 2024

LINKS

[1] /Gruenes-Wahlprogramm-2025/!6057556

AUTOREN

Jost Maurin

TAGS

Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
CDU/CSU
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Fridays For Future
Greenpeace
WWF
Landwirtschaft
Klimageld
Kohleausstieg
Landwirtschaft
Landwirtschaft
Wir haben es satt
CDU/CSU
Landwirtschaft
Energiewende
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Bündnis 90/Die Grünen

ARTIKEL ZUM THEMA

Stickstoff-Ausstoß der Landwirtschaft: Urteil gegen Überdüngung in den Niederlanden

Die Regierung in Den Haag tue zu wenig gegen Stickstoff-Emissionen aus der Landwirtschaft, urteilt ein Gericht. Kommen jetzt schärfere Umweltauflagen?

„Wir haben es satt“-Demo in Berlin: Protestierende verlangen Agrarpolitik zur Stärkung der Höfe

Bäuer*innen, Verbraucher*innen und Aktivist*innen demonstrieren in Berlin. Sie fordern von der nächsten Regierung mehr Tier-, Klima- und Umweltschutz.

Kundgebung „Wir haben es satt“: Agrardemo für Umweltschutz am 18. Januar in Berlin

Mit Traktoren, aber nicht gegen Umweltschutz: Die „Wir haben es satt“-Kundgebung kämpft für mehr Naturschutz – und faire Preise für die Bauern.

Wahlprogramm von CDU/CSU: Von wegen Maß und Mitte

Geht es nach der Merz-Söder-Union, wird das Land nach der Bundestagswahl ein anderes sein – mit reicheren Reichen, ärmeren Armen, ohne Geflüchtete.

Klimakiller Landwirtschaft: Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland

Deutsche Bauern halten 25 Prozent weniger Schweine und 18 Prozent weniger Rinder als vor zehn Jahren. Doch der Trend geht zu größeren Betrieben.

Weltweiter Kohleverbrauch: Trotz Klimakrise so viel Kohle wie nie zuvor

2024 wird beim Kohleverbrauch ein Rekordjahr. Ob die Wende gelingt, hängt von China ab: Das verbrennt 30 Prozent mehr Kohle als der Rest der Welt.

Parteiprogramme für die Bundestagswahl: Die Groko ist noch nicht gesetzt

Die Grünen bewegen sich auf die Sozialdemokraten zu – und setzen einen Gegenpol zum konservativ-marktgläubigen Lager. Das macht Lust auf Wahlkampf.

Wirtschaft im Wahlkampf: Friedrich Merz und die Quadratur des Kuchens

Die Wirtschaftspolitik wird ein wichtiges Wahlkampfthema. Die Frage ist, wie das BIP wieder wächst – und welche Rolle die Schuldenbremse dabei spielt.

Grünes Wahlprogramm 2025: Wirtschaft vor Klima

Die Grünen stellen ihre Ziele für die Bundestagswahl vor. Der Vergleich mit dem Programm zur letzten Wahl ist aufschlussreich, nicht nur, weil es kürzer ist.