taz.de -- Zukünftige Regierung in den USA: Ölmanager soll neuer US-Energieminister werden

Donald Trump nominiert den als „Klimaleugner“ geltenden Öl- und Gasunternehmer Chris Wright als neuen Energieminister. Umweltverbände reagieren besorgt.
Bild: Chris Wright beim Börsengang seines Unternehmens Liberty Oilfield Services in New York City

Washington taz | Der zukünftige US-Präsident Donald Trump hat übers Wochenende [1][weiter an seinem Regierungskabinett] gefeilt. Der Republikaner, der vor weniger als zwei Wochen einen deutlichen Wahlerfolg gefeiert hatte, nominierte Ölmanager Chris Wright als neuen US-Energieminister. Klima- und Umweltschützer haben besorgt auf die Personalie regiert.

„Als Energieminister wird Chris eine Schlüsselrolle spielen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues ‚Goldenes Zeitalter amerikanischen Wohlstands und globalen Friedens‘ einläuten“, sagte Trump in einer Erklärung am Samstag.

Wright ist Geschäftsführer des Öl- und Gasunternehmens Liberty Energy. Das Unternehmen bietet verschiedene industrierelevante Dienstleistungen an, wie das umstrittene Fracking zur Gewinnung der fossilen Brennstoffe. Wright hatte in der Vergangenheit sowohl die Existenz einer Klimakrise angezweifelt als auch die Energiewende kritisiert.

Umweltverbände zeigen sich empört

„Das Einzige, was im Hinblick auf den Klimawandel einer Krise gleicht, sind die rückschrittlichen, chancenvernichtenden Maßnahmen, die im Namen des Klimawandels gerechtfertigt werden“, sagte Wright [2][in einem Video auf LinkedIn im vergangenen Jahr].

Diese Ansicht, gekoppelt mit Trumps Versprechen in seiner Amtszeit die Förderung von amerikanischem Öl- und Erdgas zu steigern, hat bei Umweltschutzverbänden für Empörung gesorgt. Amerikas älteste Umweltschutzorganisation, der Sierra Club, bezeichnete Wright in einer Presseerklärung als einen „Klimaleugner“, der „direkt von der Verschmutzung der Umwelt in unseren Gemeinden profitiert“ habe.

„Chris Wright ist nicht nur unqualifiziert, er stellt eine direkte Bedrohung für unsere Zukunft und die des Planeten dar. Der Sierra Club ist bereit, alles zu tun, um ihn und seine umweltverschmutzende Agenda zu stoppen“, hieß es in der Stellungnahme weiter.

Trump will Inflation Reduction Act rückgängig machen

Wie Trump selbst hatte Wright erklärt, dass er die Energiekosten im Land senken wolle und dafür alle möglichen Technologien einsetzen werde. Laut Wright gäbe es keine „sauberen oder schmutzigen Energien“.

Unter Präsident Joe Biden haben die USA vor zwei Jahren das größte Klimagesetzespaket in der Geschichte des Landes verabschiedet. Der [3][Inflation Reduction Act (IRA)] hat zu Milliardeninvestitionen geführt und tausende neue Arbeitsplätze geschaffen. Trump hatte während des Wahlkampfs versprochen, das Gesetz, welches unter anderem Subventionen für die Batterieproduktion, Elektrofahrzeuge sowie Solar und Windenergie beinhaltet, rückgängig machen zu wollen.

Experten glauben jedoch, dass Republikaner im Kongress Einwand gegen diese Pläne erheben werden, da vor allem republikanisch regierte Regionen von den IRA-Investitionen profitieren.

Dennoch scheint Trump mit Wright jemanden nominiert zu haben, der in der Energieindustrie viel Ansehen genießt und mit Trumps Agenda in weiten Teilen übereinstimmt. Vor allem, wenn es um die Ausweitung von Förderlizenzen für Öl- und Gasunternehmen auf öffentlichem Land geht.

Wright unterstützte Trump-Kampagne

Trump verkündete, Wright habe in den Bereichen Kernenergie, Solarenergie, Geothermie sowie Öl und Gas gearbeitet. „Am wichtigsten ist, dass Chris einer der Pioniere war, die die amerikanische Schieferölrevolution in Gang gesetzt haben, die Amerikas Energieunabhängigkeit vorangetrieben und die globalen Energiemärkte und die Geopolitik verändert hat“, sagte Trump in seiner Nominierungserklärung.

Als Geschäftsführer von Liberty Energy erhielt Wright im vergangenen Jahr ein Gehalt von 5,6 Millionen US-Dollar. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder Geld an republikanische Kandidaten gespendet, unter anderem auch mehr als 228.000 Dollar in diesem Sommer an eine politische Organisation die Trump in Wahlkampf unterstützte.

Neben seiner Nominierung als US-Energieminister, die vom US-Senat bestätigt werden muss, soll Wright auch Teil eines neu gegründeten nationalen Energierates werden.

Wright bedankte sich [4][für die Nominierung in einem Post auf X]. „Energie ist das Lebenselixier, das alles im Leben möglich macht. Energie ist wichtig. Ich freue mich darauf, an die Arbeit zu gehen“, schrieb Wright. Die USA sind aktuell der weltweit größte Produzent von Rohöl. Im vergangenen Jahr produziert das Land [5][mehr Öl als jedes andere Land jemals zuvor].

17 Nov 2024

LINKS

[1] /Donald-Trump-waehlt-seine-Mannschaft/!6046782
[2] https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7021514919787319298/?originTrackingId=iAPC1VbjQGeLWmI4ViPNhQ%3D%3D
[3] /Praesidentschaftswahl-in-den-USA/!6044120
[4] https://x.com/ChrisAWright_/status/1857924212868161829
[5] https://www.eia.gov/todayinenergy/detail.php?id=61545

AUTOREN

Hansjürgen Mai

TAGS

US-Wahl 2024
Klimaschutzziele
Donald Trump
Joe Biden
New York
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
US-Wahl 2024
US-Wahl 2024
Stephen Bannon
US-Wahl 2024

ARTIKEL ZUM THEMA

Fonds für Anpassung an Extremwetter: New York bittet Klimasünder zur Kasse

Der US-Bundesstaat New York will Klimaanpassung an Hitzewellen, Stürme oder Fluten mit Abgaben von der Öl- und Gasindustrie bezahlen.

US-Präsident Trump: Sie können die Naturgesetze nicht außer Kraft setzen

Der kommende US-Präsident Trump setzt auf fossile Energie. Aber in seinem Milieu stecken Widersprüche: Die Ölindustrie braucht hohe, seine Wähler wollen niedrige Preise.

Regierungsämter in den USA: Der Arzt, dem Trump vertraut

Ein TV-Arzt bekommt einen wichtigen Gesundheitsposten, eine frühere Wrestling-Unternehmerin wird Bildungsministerin. Auch an einer besonders umstrittenen Personalie hält Donald Trump fest.

Trumps Kabinettsbildung: Ein Krieger für das Recht auf Fake News

Donald Trump gibt Personal für die US-Medienaufsichtsbehörde bekannt. Brendan Carr sei ein „Krieger für die Redefreiheit“.

Donald Trump wählt seine Mannschaft: Das Kabinett des Grauens

Donald Trump stellt seine künftige Regierungsmannschaft zusammen. Damit beginnen der Umbau und vielleicht das Ende der US-Demokratie: das Kabinett des Grauens

Trumps Personalentscheidungen: Kabinett ohne Erwachsene

In Trumps erstem Kabinett gab es noch die Besonnenen, Erfahrenen. Diesmal ist – nach acht Jahren Aufbau der MAGA-Bewegung – alles anders.

Präsidentschaftswahl in den USA: Wen kümmert das Klima?

Mit Donald Trump als Präsident werden die USA weit mehr CO2 ausstoßen als mit Kamala Harris. Klimapräsidentin wird aber auch sie nicht.