taz.de -- Nach Anschlag auf Tesla: Produktion könnte früher anlaufen

Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung des E-Autobauers bei Berlin könnte die Reparatur bald beendet sein. Die Polizei ermittelt nach einer Demo.
Bild: „Tesla Nein Danke!“: Demonstration gegen die Erweiterung der Giga-Factory

Berlin dpa | Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung beim Autobauer Tesla in Grünheide bei Berlin könnten die Reparaturarbeiten deutlich früher beendet sein als bislang angenommen. „Aufgrund der außerordentlich zügigen Montagearbeiten sowie dem hervorragenden Zusammenspiel aller am Bau beteiligten Unternehmen besteht nunmehr die Chance auf eine vorzeitige Wiederversorgung der Giga-Factory sowie des Logistikzentrums in den Abendstunden des morgigen Montags“, teilte der zuständige Netzbetreiber Edis am Sonntagabend mit. Entscheidend für die Wiederversorgung sei das Ergebnis einer Hochspannungsmessung, die an diesem Montag durchgeführt werden soll.

Vor rund einer Woche hatten bisher unbekannte Täter auf einem Feld [1][Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt], der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Die Produktion in dem Autowerk kam zum Erliegen. Die linksextreme „Vulkangruppe“ hatte erklärt, [2][sie sei für den Anschlag verantwortlich.]

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) lobte am Montagmorgen im RBB-Inforadio die beteiligten Unternehmen, die „im Drei-Schicht-Betrieb geackert“ hätten, um die Versorgung wieder herzustellen. Zugleich kritisierte er Demonstrationen gegen eine geplante Erweiterung des E-Auto-Werks, die es auch am Wochenende gegeben hatte. „Mich besorgt das insofern, weil hier auch ganz klar zu beobachten war, dass es einen Demonstrationstourismus gegeben hat“, sagte der Minister.

„Das erleben wir auch bei dem Camp, wo Menschen aus Niedersachsen, aus Lützerath, aus Hambacher Forst an der Stelle da sind. Im Augenblick wird dieses Ganze von extern gekapert.“ Das sollte nicht im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner sein.

Polizei nimmt fünf Anzeigen auf

Es werde weiterhin mit falschen Argumenten gegen Tesla Stimmung gemacht, betonte der Minister. „Diejenigen, die dort im Augenblick dagegen protestieren, die sollen dann ihren Mitmenschen ganz deutlich sagen, dass sie einen erhöhten Lkw-Verkehr auch weiterhin haben wollen.“

Der E-Autobauer will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden.

Umweltaktivisten [3][demonstrierten am Sonntag] in Grünheide gegen die Erweiterungspläne, begleitet von Polizeikräften. Zudem hält die Besetzung eines Waldstücks seit mehr als zehn Tagen nicht weit entfernt von der Fabrik an. Steinbach sprach sich am Montag dafür aus, eine Duldung des Camps über die Mitte des Monats hinaus nicht zu verlängern.

Die Tesla-Ansiedlung erfuhr am Wochenende aber auch Unterstützung: Einige Anwohner, die sich an die Seite des Unternehmens stellen, gingen ebenfalls auf die Straße. Teils kam es zu verbalen Reibereien zwischen den beiden Demonstrationslagern.

Bei der Demonstration gegen Tesla nahm die Polizei fünf Strafanzeigen auf. Wegen Vermummung von Teilnehmern bei der Demonstration „Tesla Nein Danke“ ging die Sicherheitsbehörde gegen drei Personen vor, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Eine Person soll den verbotenen Hitlergruß gegenüber einer Gruppe von Protestierenden gezeigt haben. Außerdem ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Aus der Gruppe einer Umweltinitiative heraus soll nach ersten Erkenntnissen ein Mann und seine Partnerin mit einem Knüppel verletzt worden sein, wie der Sprecher sagte. Die Versammlungen in Grünheide seien insgesamt aber weitgehend friedlich geblieben.

11 Mar 2024

LINKS

[1] /Anschlag-auf-Tesla-Fabrik-in-Gruenheide/!5994461
[2] /Brandanschlag-auf-Tesla-Fabrik/!5990926
[3] /Demos-pro-und-contra-Tesla/!5997147

TAGS

Tesla
Klimaschutzziele
Demonstration
Schwerpunkt Hambacher Forst
Kolumne Die Woche
Tesla
Tesla

ARTIKEL ZUM THEMA

Klimabewegung konserviert: Museumsreife Leistung

Eine Bretterbude aus dem Hambacher Forst kommt ins Bonner Haus der Geschichte. Das ist auch eine Warnung.

Grünheide bis Kreuzberg: Terroristen, Tesla und Trump

Während bei Tesla der Strom und bei Trump die Präsidentschaftsbewerber-Konkurrenz ausfällt, jagt das LKA Niedersachsen weiter RAF-Rentner.

Brandanschlag auf Strommast: Tesla weiterhin nicht unter Strom

Die Produktion im Tesla-Werk in Grünheide fällt länger aus als gedacht. Tausende Autos können nicht produziert werden.

Brand bei Grünheide: Feuer legt Teslas Gigafabrik lahm

Ein Brandanschlag führt zu einem Stromausfall in Grünheide. Ein Bekennerschreiben taucht auf – doch die Aktivist:innen vor Ort distanzieren sich.