taz.de -- Proteste in Warschau: Bauern wollen Polen lahmlegen
Polnische Bauern sind mit der Polizei zusammengestoßen. Ein Protest vor dem Büro des Ministerpräsidenten war eskaliert.
Warschau rtr | In Polen drohen Bauern nach gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei damit, das ganze Land lahmzulegen. „Nach dem, was heute passiert ist, wird es eine Blockade des gesamten Landes geben“, sagte der Chef der Bauerngewerkschaft Tomasz Obszański. „Polen wird zum Stillstand kommen, denn ein polnischer Landwirt wird es nicht zulassen, dass man ihn so behandelt, dass er mit dem Schlagstock geschlagen wird.“
Am Mittwoch hatten sich zehntausende Bauern und ihre Anhänger vor dem Büro des Ministerpräsidenten Donald Tusk in Warschau versammelt und den Stopp von Billigimporten und die [1][Streichung Umweltschutz-Vorschriften] gefordert. Die Demonstranten entzündeten Reifen und Feuerwerkskörper. Anschließend marschierten sie in Richtung Parlament. Dort versuchte die Polizei sie mit Schlagstöcken, Pfefferspray, Tränengas und Blendgranaten zu stoppen.
Einige Demonstranten warfen Steine und Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte. „Aufgrund der physischen Aggression einiger Demonstranten gegen Polizeibeamte (…) war es notwendig, Zwangsmaßnahmen anzuwenden“, schrieb die Warschauer [2][Polizei] auf X. Innenminister Marcin Kierwiński erklärte auf X, 23 Provokateure seien festgenommen worden. Örtliche Medien zeigten, wie mehrere Demonstranten zum Parlamentsgelände vordrangen, bevor sie von der Polizei überwältigt wurden.
Obszański warf der Polizei in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters vor, sie habe die Demonstranten nach dem Ende der Kundgebung am Verlassen des Geländes gehindert. „Alles war friedlich, und plötzlich kam die Polizei aus dem Nichts, es gab laute Knallgeräusche, die Polizei setzte (Tränen-)Gas ein und provozierte einfach die Leute, die den Protest verließen.“
Obszański schätzte die Zahl der Demonstranten auf mehrere Zehntausend, die Stadtverwaltung bezifferte die Zahl der Demonstranten auf etwa 30.000. Tusk hat die Bauernführer zu Gesprächen am Samstag eingeladen.
7 Mar 2024
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die polnische radikale Bauernbewegung „Orka“, auf Deutsch „Killerwal“, leistet der rechtsnationalen Partei PiS EU-Wahlkampfhilfe.
Drei Autos fahren im Dunkeln in Misthaufen auf einer Bundesstraße in Brandenburg. Die Polizei schafft es stundenlang nicht, Traktoren zu entfernen.
Ist es möglich, das Vertrauen in demokratische Prozesse durch Tränengas und Gummigeschosse aufrechtzuerhalten? In Indien jedenfalls nicht.
Bei einer Demonstration kretischer Bauern kam es zu Rangeleien mit der Polizei. Sie protestierten gegen die Sparpolitik der griechischen Regierung.