taz.de -- Forschung zur mRNA-Technologie: Nobelpreis für Impfstoff-Forschende

Der Medizin-Nobelpreis geht an die Ungarin Katalin Karikó und den US-Amerikaner Drew Weissman. Sie haben zur mRNA-Technologie geforscht.
Bild: Drew Weissmann und Katalin Karikó essen an der Uni in Pennsylvania im September 2020 Süßigkeiten

Stockholm afp/dpa/ap | Für ihre wegweisende Forschung, die zur Entwicklung von Corona-Impfstoffen führte, werden die Ungarin Katalin Karikó und der US-Wissenschaftler Drew Weissman mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Die Preisträger hätten mit ihrer Forschung zur mRNA-Technologie dazu beigetragen, „in einem beispiellosen Tempo Impfstoffe anlässlich einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in der Neuzeit zu entwickeln“, gab das Nobel-Komitee am Montag in Stockholm mit Blick auf die Corona-Pandemie bekannt.

Mit ihren Entdeckungen über die Veränderungen der Nukleobasen hätten die beiden Forscher „die Entwicklung von wirksamen mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 ermöglicht“, hieß es weiter. Die mRNA-Technologie ebnete den Weg für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

[1][Karikó ist Professorin] an der Sagan-Universität in Ungarn und außerordentliche Professorin an der Universität von Pennsylvania. Dort forschte sie gemeinsam mit Weissman. Karikó arbeitete eng mit den Gründern des deutschen Pharmaunternehmens Biontech, Özlem Türeci und Uğur Şahin, zusammen.

Die Vergabe-Institution des Medizin-Nobelpreises hofft darauf, dass die diesjährige Auszeichnung das Vertrauen zögerlicher Menschen in die Corona-Impfstoffe stärken wird.

Nobelpreis soll auch gegen Impfskeptiker helfen

Er denke zwar nicht, dass sich die entschiedenen Impfgegner in irgendeiner Weise ändern ließen, sagte der Forscher Olle Kämpe vom zuständigen Nobelkomitee der Nobelversammlung des Karolinska-Instituts am Montag bei der Preisbekanntgabe in Stockholm. Er denke jedoch, dass ein Nobelpreis für diese [2][Impfstoffe gegen Covid-19] zögernde Menschen dazu bringen könne, sich für eine Impfung zu entscheiden und Gewissheit zu haben, dass diese effektiv und sicher sei.

Der Nobelpreis ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung für Medizin an den [3][Schweden Svante Pääbo], der am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig tätig ist.

Die Bekanntgabe der Preisträger in der Kategorie Medizin bildete den Auftakt des Nobelpreis-Reigens in dieser Woche. Am Dienstag und Mittwoch folgen die Preisträger für Physik und Chemie, am Donnerstag für Literatur und am Freitag für den Friedensnobelpreis. Am darauffolgenden Montag bildet die Bekanntgabe des Preisträgers für Wirtschaftswissenschaften den Abschluss.

2 Oct 2023

LINKS

[1] /Nobelpreistraegerin-Katalin-Kariko/!5959278
[2] /Impfstart-in-den-Hausarztpraxen/!5957986
[3] /Medizin-Nobelpreis-fuer-Svante-Paeaebo/!5885113

TAGS

Schwerpunkt Coronavirus
Impfstoff
Medizin
Pfizer
Medizin
Friedensnobelpreis
Nobelpreis
wochentaz
Wissenschaft
Frauenkörper

ARTIKEL ZUM THEMA

Medizinnobelpreisträger im Porträt: Grundlage für Heilung in den Zellen

Der Medizinnobelpreis 2024 geht an US-Wissenschaftler: Victor Ambros und Gary Ruvkun haben die microRNA erforscht.

Friedensnobelpreis an Narges Mohammadi: „Jin, Jiyan, Azadî“

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi. Sie ist derzeit in Haft. Die Auszeichnung ehrt auch die Protestierenden im Iran.

Nobelpreis Chemie: Durchbrüche in der Nanotechnologie

Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov bekommen den diesjährigen Nobelpreis. Sie sind verantwortlich für die Entdeckung und Entwicklung von Quantenpunkten.

Nobelpreisträgerin Katalin Karikó: Impfgegner hassen ihren Trick

Katalin Karikó hat die Grundlage für Corona-Impfstoffe geschaffen. Dabei hat lange niemand an die mRNA geglaubt, trotzdem hat sie weitergemacht.

DNA-Entdeckung beruht auf Ideendiebstahl: Die Väter sind eine Mutter

Vor 70 Jahren entdeckten drei Männer die DNA und bekamen dafür den Nobelpreis. Die Idee stahlen sie einer Frau, der Biochemikerin Rosalind Franklin.

Frauenkörper in der Forschung: Fehlender Respekt

Die Medizingeschichte zeigt: Immer wieder wurden die Menschen hinter den Körpern vergessen. Dabei sind sie so viel mehr als Versuchsmaterial.